Mittwoch, 29. September 2010

Tausendundeine Geschichte


Erzählen ist eine Kunst.

Welche Zutaten dabei süchtig machen, zeigten die beiden Profi-Erzähler Helga Gruschka und Norbert Kober am Dienstagabend im Lenau-Haus.

Mal augenzwinkernd, dann mäandernd, sich verzweigend, ins Blaue springend und - sprichwörtlich - mit Händen und Füßen trugen die beiden Münchner ihre Geschichten vor.

So mitreißend, dass ich fast vergessen hätte, zu fotografieren.

Vor 26 gespannten Zuhörern erzählten die beiden eine autobiografische Geschichte, eine Sage, eine Fabel und ein Märchen.

Organisiert wurde der Abend von der Deutschen Gesellschaft e.V. aus Berlin.
Schirmherr des Projekts ist Adolf Muschg.
Die Erzähler reisen auch nach Oppeln in Polen und Klausenburg, Rumänien.
Ein Buchband soll die gesammelten Geschichten dokumentieren.


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Am 2. Oktober (Samstag) findet um 19 Uhr ein "Erzählfestival" im Lenau-Haus statt, an dem Menschen, die Geschichte(n) haben und vielleicht während der Woche sogar auch an 1-2 Veranstaltungen der deutschen Geschichtenbauer teilnahmen, sie vor einem Publikum präsentieren können.

Über die Details informiert das Lenauhaus Interessierte gern persönlich sowie via Email oder Telefon: 72/332 515

Schätze auf dem Dachboden


"Du, ich hab da ein paar Fotos auf dem Dachboden gefunden. Die sind von meinem Opa. Aber ich glaube, die sind wirklich stark."

Die Geschichte des fotografischen Nachlasses von Dr. János Szász klingt wie ein Märchen.
Der studierte Jurist durfte seinen Beruf nach Kriegsende nicht mehr ausüben, arbeitete stattdessen in Pécs als Fremdenführer - und fotografierte mehr als 25 Jahre lang.

Doch zu seinen Lebzeiten fanden seine Bilder nicht den Weg an die Öffentlichkeit.
Erst als sein Enkel den Dachboden ausmistete, fand er die mehr als 3000 Fotografien und war beeindruckt.
Er sprach den Robert-Bosch-Kulturmanager Christian Gracza an.
Nach einem Blick auf die Sammlung setzte dieser sich für den vergessenen Fotografen ein.

Die Schwarzweißfotografien dokumentieren das Leben in Pécs in den fünfziger und sechziger Jahren.
Stilistisch halten sie dem Vergleich mit den bekannten ungarischen Fotografen wie etwa Brassai, Kertesz, Moholy-Nagy oder auch dem berühmten Henri Cartier-Bresson stand.
(Oben ein Link zu einer Site mit besseren Abbildungen als meine Schnappschüsse.)

2009 wurden Szábasz Fotografien im Rahmen des Stuttgarter Fotosalons gezeigt.
Ausstellungen in London und Wien ("Der meisterhafte Unbekannte", April 2010) folgten.

Im Rahmen von Graczas eigenem Ausstellungsprojekt IN BETWEEN sind derzeit vier von Szábasz Werken in Uranvaros zu bewundern.
Noch bis zum 7. Oktober steht das Mecsekérc Zrt. kiallitóterme (Esztergár Lajos u. 19) für Besucher offen.
Auch die anderen fünf in der ganzen Stadt verteilten Ausstellungsorte werden bis dahin mit zeitgenössischer Kunst bespielt.

Dienstag, 28. September 2010

Dichter dran


Die Dichter geben sich in Pécs die Klinke in die Hand.

Kaum ist die 14köpfige Delegation des "European Borderlands"-Projekts abgereist, beginnt schon das nächste Autorentreffen.

Gestern startete "Review within Review".
Zu dem internationalen Literaturfestival versammeln sich mehr als 20 Autoren, Übersetzer, Kritiker und Essayisten aus Slowenien, Tschechien, Ungarn und Rumänien.
Fünf Tage lang werden sie sich über eigene und fremde Texte austauschen und sich bei Lesungen und Ausstellungen auch der Öffentlichkeit präsentieren.

Heute besuchte die Gruppe den Ausstellungsraum des Projekts IN BETWEEN in Uranvaros.

Der tschechische Lyriker Martin Skýpala trug zwei Gedichte vor.
Ich las kurze, relativ spontan entstandene literarische Skizzen zu den Fotografien von Dr. János Szász.

Am Nachmittag wird nicht nur die neueste Ausgabe der ungarischsprachigen rumänischen Literaturzeitschrift Látó vorgestellten, sondern die Teilnehmer des Festival beschäftigen sich auch mit den beiden bereits verstorbenen Dichtern Béla Hamvas (HU) und Edvard Kocbek (SLO).

Dass Hamvas in Deutschland nahezu unbekannt ist, sei ein echtes Versäumnis, versicherten Janko Rozic, Gabriella Gaál und Andrej Bozic.
Bulgakow habe zwar "Der Meister und Margarita" geschrieben, doch Hamvas sei der Meister, erklärte Janko Rozic.

In deutscher Sprache sind von Béla Hamvas bisher nur die „Philosophie des Weines“, die beiden schmalen Essay-Bände "Silentium" und "Bäume" sowie im Berliner Verlag Matthes & Seitz unter dem Titel "Kierkegaard in Sizilien" - eine umfassendere Sammlung von Essays aus verschiedenen Schaffensperioden erschienen. Das Essay „Direkte Moral und schlechtes Gewissen“ ist in einer Übersetzung von Gabor Altorjay abgedruckt mit dem Titel "Du kannst nicht leben wie die Sterne" in dem Magazin "Flur", 2006.

Genauso glühend warben die drei Slowenen für den Lyriker Edvard Kocbek, der zwar auch Theoretisches verfasst hat,
aber nach Meinung von Janko Rociz drückt sich seine höchst originäre und humane Geisteshaltung ganz besonders und unmittelbar in seiner Poesie aus.

Auf Deutsch ist nur sein Werk "Literatur und Engagement" erschienen.

Samstag, 25. September 2010

Pécs liegt am Meer

in between: Kunstausstellung im öffentlichen Raum

Videos, eine Installation, viel Malerei und Fotografie in Uranváros


Pécs liegt am Meer.
Vor der Hochhausruine drehen sich Windkrafträder.
Am Arkád-Einkaufscenter lagern Flüchtlinge.

Sogenannte "Schneekugeln" werden vorzugsweise an Souvenir-Ständen verkauft.
Man schüttelt sie und auf die blühenden Miniatur-Landschaften unter der Glaskuppel fällt plötzlich Schnee.

Dorá Palatinus Objekte sind nicht zum Schütteln gedacht.
Ihre apokalyptischen Mini-Visionen stecken unter an dieses Spielzeug erinnernden Käseglocken.
Dream Bubbles nennt die Künstlerin ihre Reihe.

Der temporäre Ausstellungsraum in der Uran-Stadt ist einer von insgesamt sechs Punkten in der ganzen Stadt, an denen IN BETWEEN zeitgenössische Kunst präsentiert.

Früher diente der Raum als Teppichladen, inzwischen steht er leer.
Er gehört zu der die stillgelegten Minen verwaltenden Firma.

Neben großformatigen Gemälden von Johannes Tiepelmann, etwas kleineren von Konstantin Déry und Gabor Pinter sind auch Fotos von Anna Fabricius und János Szász zu sehen.
Etliche Videoarbeiten sind auch Bestandteil der Ausstellung.
Bei meinem Besuch waren sie aber leider nicht eingeschaltet.

Auf der Terrasse des Olimpia-Restaurants (gegenüber) steht eine zunächst unscheinbare, dann faszinierende Installation von Carlo Crovato.

Freitag, 24. September 2010

Lesen und Lesen lassen

Weinernte und intern. Autoren in Pécs

Gestern war ich als Erntehelferin in Großnarad, einem ungarndeutschen Dorf in Nähe Mohacs, nur 5 km von der kroatischen Grenze entfernt.

Blaue und weiße Trauben habe ich gepflückt, von den Reben geschnitten und in die Fässer geschüttet.
Zusammen mit zwei Handvoll weiteren Helfern aus dem Freundes- und Familienkreis.
Der Weinberg war zum Glück sehr übersichtlich.
Pünktlich zur Mittagszeit konnten wir uns alle zum Gulasch/Pörkölt unter den Nußbaum setzen.
Das frühe Aufstehen um 5 Uhr hat sich gelohnt.

Abends lasen 14 internationale Autoren im Kulturkért unter freien Himmel.
Die Lesung war trotz vieler Konkurrenzveranstaltungen gut besucht.
Hauptsächlich Studenten blätterten in den dicken dreisprachigen Readern, während auf der Bühne die ungarische Übersetzung vorgetragen wurde.

Donnerstag, 23. September 2010

"ERZÄHLER sind in der Stadt" im Lenauhaus

Vom 28.9.-3.10.2010 sind die Geschichtenerzählerin Helga Gruschka und der Bühnenerzähler Dr. Norbert Kober in Pécs.

Am 28. um 19 Uhr beginnt im Lenau-Haus ein Erzählabend, an dem die beiden deutschen Profi-Erzähler eine Kostprobe aus ihrer Kunst geben.

Während der Woche veranstalten sie Workshops für Schüler und einen speziell für Lehrer.

Am 2. Oktober (Samstag) ist um 19 Uhr ein "Erzählfestival" im Lenau-Haus, an dem Menschen, die Geschichte(n) haben und vielleicht während der Woche sogar auch an 1-2 Veranstaltungen der deutschen Geschichtenbauer teilnahmen, sie vor einem Publikum präsentieren können.

Über die Details informiert das Lenauhaus Interessierte gern persönlich sowie via Email oder Telefon: 72/332 515

Mittwoch, 22. September 2010

Donnerstag um 19 Uhr: intern. Lesung im Kulturkért

Die Allianz Kulturstiftung, das Literarische Colloquium Berlin und XX

laden Sie herzlich zu den Veranstaltungen

Literature on the Road

im Rahmen des Festivals European Borderlands 2010

ein.

Am 23. September 2010 ab 19 Uhr lesen im KULTURKÉRT 15 Autoren aus Ungarn, Serbien, Kroatien, Slowenien, Deutschland und der Schweiz aus ihren Werken.

Die Lesungen finden in entspanntem Rahmen bei Gegrilltem und Bier statt.

Die Teilnehmer des Festivals 2010 sind:
Ungarn: Károly Méhes, Gábor Schein, Kornélia Deres, Krisztian Grecsó,
Lidi Kupcsik

Serbien: Goran Petrović, Igor Marojević, Vule Žurić, Sonja Veselinović,
Milena Markovic

Deutschland: Norbert Niemann, Nora Bossong, Ulrike Almut Sandig

Kroatien: Ivana Sajko

Slowenien: Stanka Hrastelj


Seit 2006 veranstalten die Allianz Kulturstiftung und das Literarische
Colloquium Berlin jährlich ein literarisches Festival unter dem Titel "European
Borderlands" in einem Grenzlandgebiet Europas. Ziel dieser Festivalreihe ist es,
gewachsene Kulturräume, die durch die Grenzen der Europäischen Union zerrissen
wurden, im literarischen Austausch wichtiger Autorinnen und Autoren aufleben zu
lassen.
Im September 2010 sind 15 Autorinnen und Autoren in Pécs und Belgrad zu
erleben.

Lesung aus dem Blog


Was macht eine Stadtschreiberin?
Ist das ein Posten für die Ewigkeit?
Wo findet sie ihre Themen?

Solche und andere Fragen stellten mir gerade die Gymnasiasten der Széchenyi Istvan-Schule und ihre Grazer Austauschpartner.
Schon in den Deutschstunden bei ihrer Lehrerin Ilona Kresz hatten sie sich meinem Internettagebuch beschäftigt.
Jetzt nutzten sie die Gelegenheit, um herauszufinden, ob ich wirklich kaum Ungarisch kann. Ja, leider.
Zum Glück war das Deutsch der Schüler besser als meine Kenntnisse ihrer Sprache.

Ich las ein wenig aus dem Blog, ließ meine Aussprache verbessern und erfuhr, dass auch die Grazer Schüler und ihre Lehrerin Sonja Kaar begeistert von Pécs und seiner Umgebung sind.
Ilona Kresz und ihre Kollegin haben ein volles Programm organisiert.
Morgen fährt die österreichisch-ungarische Gruppe Richtung Mohacs und in den Mecsek Extreme Park.

Eisbären in der Nádor Galerie



Beeindruckt vom prominenten Ausstellungsort, direkt am Hauptplatz, zeigte sich der Karlsruher Kunstprofessor in seiner Eröffnungsrede.
Sie seien froh und dankbar über den hervorragenden Platz, der hier junger Kunst eingeräumt würde.

Die Arbeiten der Karlsruher Studenten sind seit gestern in der Nádor Galerie und in der sogenannten "Kleinen Galerie" zu sehen.
Die Pécser Kunstakademie hat sich dieses Jahr bereits in Karlsruhe präsentiert.

Europas einziges Roma-Gymnasium



Hier schon zwei Fotos von meinem gestrigen Besuch am Gandhi-Gymnasium in Pécs.
Der Bericht folgt.

Vielen Dank an Andrea Ritter und ihre Schüler!
Es war sehr interessant.

Dienstag, 21. September 2010

In der Zwischenzeit - vom Busbahnhof bis zur Hochhausruine

in between: Displaced Harmonies/Dissonant States

17.00 Opening ceremony of the exhibition series - Hattyúház Gallery *Naughty* -Polish contemporary art exhibition opening
IN BETWEEN:
18:00 - 18:30 *Klara Orosz* - *"3D logo" performance* with red cubes
Kiraly street 15
18:30 - 20:00 The *opening ceremony* is introduced by the *Red Cubes Drum
Ensemble** *through a musical walk from Hattyúház Gallery to the Kossuth
square and than to the regional bus station
19:00 - 19:30 *Németh Ilona* "Mirror Pécs"* **- **at** **Kossuth square**
On the regional bus station *Annechien Meier* "Clean air bus laboratory"
and
*Sugár János* "Work gratis, or do work, you would do gratis anyway!"
20.00 - Departure to Uránváros - In Between opening ceremony
Mecsekérc exhibition hall (19 Esztergár Lajos str.)**
*(please take the bus lines no. 1, 2, 4 or 21 to Uránváros Olimpia Üzletház)***
20:00 20:30- Musical introduction by *Bodó M**á**rton*
20:30 Opening by *Bodó Márton *and the* Red Cube** Drum** Ensemble*
Exhibitors:
Anna Fabricius, Dóra Palatinus, Gábor Pintér, Héctor Solari, Johannes
Tiepelmann, Constantin Déry, János dr. Szász.
Olympia Restaurant: light installation by Carlo Crovato


*Friday September 24*

19:35 Magasház (*Szigeti út*)
*Marek Brandt* *- *"Human "Equalizer"* (*light and sound installation) on
the 25 level high rise building (supported through the sound-signal
transmission by *Periscope Radio, Pécs*)

*Saturday September 25***
*O**pening** ceremony in **Kertv**á**ros **(**Apáczai Csere János körtér
1*)
19:35 Welcome speech by the director of *A**páczai Nevelési Központ*
*Exhibitors**:*Max Erhbacher** *"Today I am Your Friend" (performance and action)
*Petko Dourmana* "Bluetooth Graffiti with carbon molecules" (interactive
mobile platform)
*Angela Lubic* "Inter Stage: He Who Stands With Both Feet on the Ground
Will
Never Move Forward" (public art installation)
*19:45** **Laurent Golon* with *Diana Bóbics* "Shouldn't We Take an
Umbrella?"* (*sound and video performance)


October 2, Saturday

16:00 Guided tour with the curators in the venues of In Between; meeting
at 16:00 in the Kossuth square. Route: Bus station - NEVKÓ - Olympia
Restaurant
18:00 SzigorIgor concert at the Olympia Restaurant

*Friday October 8*** FINISSAGE
"BEYOND 2010: The future of contemporary art in Pécs" platform discussion of cultural and political actors
*******************************
Die internationale Ausstellung zeigt Kunst im öffentlichen Raum.
Von der Innen- über die Uran- bis zur Gartenstadt, vom leerstehenden Hochhaus bis zur Terrasse des Olympia-Restaurants.

Die Kuratoren Christian Gracza und Allan Siegel haben die teilnehmenden Künstler aus Ungarn und ganz Europa eingeladen, ihre Werke speziell für den jeweiligen Ort zu entwickeln.

Inhaltlich geht es um eine Beschäftigung mit der "Zwischenzeit" - der Phase des Übergangs, in dem sich auch ganz Pécs, nicht zuletzt durch das Kulturhauptstadtjahr, befindet.

In den ersten Tagen finden an verschiedenen Orten Vernissagen statt (siehe oben). Näheres auf der oben verlinkten Website.

Es bewegt sich was - zwischen Perm-Pécs-Duisburg & Montreal


Die Compagnie Marie Chouinard eröffnete gestern im Nationaltheater das einwöchige international Tanzfestival.

Die Gruppe stammt aus Montreal und führte zwei ältere Inszenierungen vor, die dennoch nichts an Frische verloren hatten.

Die modernen Choreographien zu Chopins "24 Préludes" und Stravinskys "Le Sacre du Printemps" reflektierten die klassische Musik auf intelligente, anregende und dennoch direkte Art und Weise.

Auch die das Arbeitsmaterial der Tänzer - ihren Körper - in den Vordergrund stellenden Kostüme und die Lichtstimmungen auf der Bühne trugen zu einem runden Abend bei.

Am Sonntagabend führten in der Galerie Háttyu Ház Tänzer und Musiker, verknüpft durch Drähte, eine Performance auf.
Die jungen Künstler stammen aus Perm, Duisburg und Pécs und sind Teil eines gemeinsamen, auf Vernetzung abzielenden Projekts (oben der Link).

Der Drahtseilakt war nur der letzte Teil einer durch das ganze Haus führenden Inszenierung, die unter anderem mit Musik, Projektionen und Text arbeitete.

Montag, 20. September 2010

Sonne & Vanillekipferl - Deutsche Parlamentarier in Pécs

Mitglieder des Kulturausschusses unterhielten sich heute morgen im deutschen Honorarkonsulat mit verschiedenen Akteuren der örtlichen Kulturszene.
Als Stadtschreiberin war ich auch dabei.

Es sei die erste Auslandsreise in dieser Legislaturperiode, erzählte die Vorsitzende Monika Grütters.
Ein Zeichen für die Bedeutung, die Deutschland der ungarischen Kulturhauptstadt beimißt.
Anschließend reisen die Parlamentarier weiter nach Serbien.

Bei strahlenden Sonnenschein und Vanillekipferl fand das Gespräch auf dem Balkon statt.

Vom Tanz über Architektur bis zur Volkskunde betonten alle Teilnehmer die vielfältigen Wurzeln der Kultur in der Stadt.

Die bekannte Pécser Primaballerina und Kossuth Preisträgerin Dóra Uhrik berichtete von der internationalen Vernetzung der hiesigen Tanzszene und der frühen Förderung, bereits in der Schule.
Der Vorsitzende der Architektenkammer betonte die nachhaltige Bedeutung der architektonischen Schlüsselprojekte für die Stadt und der Kurator der Bauhaus-Ausstellung berichtete von der innovativen Wirkung dieser Präsentation - denn in Ungarn ist das Bauhaus und damit auch seine ungarischen Vertreter weniger als solche bekannt.
Das Ergebnis besichtigten die Parlamentarier gleich anschließend.

Sonntag, 19. September 2010

Walking in the rain & (Deutsche) Leute am Sonntag

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Festsaal des deutschen Gymnasiums.
Wegen dem Regen fanden die Freilichtveranstaltungen des Deutschen Tags dort statt.

Trotz Regen waren sowohl der Bauhaus-Rundgang am Freitag als auch der Deutsche Tag heute gut besucht.

Obwohl es in Strömen goss, kamen fast 30 junge Leute an die ehemalige Moschee am Hauptplatz.
Hier begann der Architekt Zsolt Lászlo seinen Rundgang zu den vom Bauhaus inspirierten Gebäuden in Pécs.
Denn auch die aus den 30er Jahren stammenden Anbauten der inzwischen als Stadtkirche dienenden Moschee werden in Pécs dem Bauhaus zugerechnet.

Freitag, 17. September 2010

19.9. Deutscher Tag/20.9. Tag der Roma

Am Sonntag dreht sich im Burggraben/Barabkán Várárok, dem Domplatz und dem Sétatér alles um die ungarndeutsche Kultur.

Bei Regenwetter finden die Freilichtveranstaltungen im Festsaal des Klara-Leöwey-Gymnasiums statt, gegenüber dem Domplatz (Szent Istvan tér 8-10).

Ab 9:30 Uhr gibt es Spiele und Kasperletheater für Kinder.
Ab 16:30 Uhr stellen sich verschiedene Gruppen mit Musik und Tanz auf der Bühne vor.
Um 18 Uhr spielt die Schnapskapelle.
Gleichzeitig findet eine Diavorführung zu Schauplätzen des ungarndeutschen Kulturerbes im Lenauhaus statt.
Ab 19 Uhr folgt das Galaprogramm mit Musik.

Am Montag gestalten die Roma mit Musik & Kulinarischem das Programm:
Eine Kossuth-Preisträgerin wird nicht nur kochen, sondern auch musizieren.
Abends gibt es Rap-Musik.

Reise in das Herz des Rock


Die Pécser Band 30Y füllt mittlerweile Stadien.
Ihr neuestes Album aber nahmen sie in diesem unrenovierten Konzertsaal auf.
Ihr Tontechniker war begeistert von der Akustik.
In der Rekordzeit von zwei Wochen hatte die Band das Album im Kasten, erzählt Viktor Molnár vom Projekt ZION, zu dem der Saal gehört.

Das Projekt will vor allem jungen Pécser Bands eine Heimat geben.
Zum einen als Ort für Proben, Konzerte, Aufnahmen, aber auch zum Austausch untereinander, zum Abhängen in der Kneipe oder zur Beratung in rechtlichen, organisatorischen und anderen Fragen.
Auch einige Bürgerinitiativen haben hier ein Dach über dem Kopf gefunden.

Diese neue Heimat befindet sich in einer ehemaligen Grundschule in der Zsolnay Vilmos 109.
Gut zu erreichen mit dem Bus Nr. 2 oder per Rad.
Über nächtlichen Lärm beschwert sich hier niemand.
Der nächste Anrainer ist ein LIDL-Markt.


"Keko", der Vorsitzende des Fördervereins, der Organisator des Rock Marathon-Festivals Zoltan und Viktor Molnár (wie abgebildet) sind drei der Köpfe und Hände hinter Z.I.O.N.
Bislang arbeiten sie ehrenamtlich.
Im November soll das Gebäude offiziell in Betrieb genommen werden.

15 Bands aller möglichen Musikrichtungen proben bereits bei ZION.
Grob sind alle unter dem Label "Alternative" zu summieren.
Typisch für Pécs seien die guten Texte, meint Victor Molnár.
Ansonsten sei von Electro über Hardcore, Hip Hop, Reggae bis Rock alles dabei.

Neben 30Y sind aus Pécs auch die Hip-Hopper von Punnany Massif und etliche international tourende Electro-DJs weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Am 9. Oktober wird im Z.I.O.N. eine Tribute to John Lennon-Nacht veranstaltet.

Bauhaus-Fotos von Hans Engels

Gut gefüllt war der Garten des Janus-Pannonius-Museums in der Káptalan utca 5 gestern, als der Fotograf Hans Engels seine Bilder vorstellte. Er hat 16 vom Bauhaus inspirierte, beziehungsweise von Bauhaus-Absolventen entworfenene Gebäude in Pécs abgelichtet.

Hauptsächlich junge Leute, die meisten vermutlich Studenten, waren gekommen, aber auch einige ältere Bewohner der einzelnen Häuser.
Herabfallende Kastanien trafen einige Besucher am Kopf.
Doch selbst dieses Bombardement konnte niemand verschrecken.
Die Besucher blieben bis zum Einbruch der Dunkelheit.

Das Ausstellungsprojekt war auf Initiative der Leiterin des Budapester Goethe-Instituts zustande gekommen. Der Pécser Architekt Zsolt Lászlo recherchierte die einzelnen Objekte und schickte seine Ergebnisse an Hans Engels.
Im Frühjahr 2009 lieh dieser sich in Pécs ein Fahrrad und fuhr mit seiner Kamera im Gepäck von Haus zu Haus.
Der Zustand der Häuser sei zum Teil nicht der beste, doch zumindest seien sie nicht verbaut worden, meinte der Architektur-Fotograf, der bereits einen Band über die während der Bauhaus-Zeit entstandenen Gebäude veröffentlicht hat.
Es gäbe aber auch Bewohner wie das betagte Ehepaar, das in der Villa Zehnmeister lebt, die sich trotz fehlender Gelder rührend um die Erhaltung ihres Hauses bemühten.
Etlichen Bewohnern sei aber nicht bewusst gewesen, dass sie in einem Architekturdenkmal lebten.
Ob die Häuser in Ungarn unter Denkmalschutz stünden, sei ohnehin die Frage.

Wahrscheinlich wird diese und andere Punkte heute der Architekt Zsolt Lászlo auf seinem Rundgang beantworten.
Ab 14 Uhr für alle Interessierten Treff am Glockenturm der Moschee am Széchenyi tér.

Donnerstag, 16. September 2010

30Y rockt den Dom


Aufgeregte Teenies stolperten durch die Dunkelheit, kicherten, kreischten, knutschten.
Während vorn die erwachsen gewordenen Jungs von 30Y auf der Bühne hopsten.

Den Dom hatte die Band mittels Projektion in ein buntes Karten-Haus verwandelt.
Mit Herzen, Blumen und Girlanden.
Sie spielten gratis, trotzdem engagiert und waren offensichtlich mit Lust bei der Sache.
Ich war auch nicht die einzige über 30jährige auf dem Domplatz - es gab noch ein paar andere.

Dienstag, 14. September 2010

BAUHAUS-Begleitprogramm: Fotos, Spaziergang und Gespräche

Im Garten des Janus Pannonius-Museums (Kaptalan u. 5, nicht 4! auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Bauhaus-Ausstellung) sind derzeit Bilder der vom Bauhaus inspirierten Gebäude in Pécs zu sehen.

Die Bilder entstanden im Auftrag des Goethe-Instituts Budapest und stammen von dem Münchner Architekturfotografen Hans Engels.

Am Donnerstag, den 16. September, findet um 18.00 Uhr eine (Bau)Hausbesitzerversammlung im Museumsgarten statt. Gast: Hans Engels.

Am Freitag, den 17. September: Stadtrundgang mit dem Architekten Zsolt László, auf dem die abgebildeten Gebäude besichtigt werden.
Treffpunkt: 14.00 Uhr, Szent Bertalan Glockenturm, Széchenyi tér.

Montag, 13. September 2010

Ein Laster für Marcel Breuer & ein bunter Quader für Victor Vasarely


Am Samstag wurden in Pécs zwei Preise für Kunstwerke im öffentlichen Raum zum ersten Mal vergeben.

"Breuer in Pécs/Hin und zurück" hat der Kurator Jószef Mélyi den von ihm konzipierten Wettbewerb im Gedenken an den berühmten Sohn der Stadt genannt.
Auf seine europaweite Einladung hin stellten sechs Künstler ihre Ideen für ein Breuer gewidmetes Werk im öffentlichen Raum vor.

Gewonnen hat István Csákánys Entwurf: Ein mit Sonnenkollektoren ausgestatteter LKW-Anhänger, der in der Dunkelheit geheimnisvoll leuchten wird.
Die Jury war restlos begeistert von dieser Idee und entschied einstimmig.

Auch die Bewerbungen der Finalisten um den Viktor-Vasarely-Preis sind im Erdgeschoss des Csontvary-Museums ausgestellt.
Gestern wurde auch unter ihnen das ungarische Siegerpaar gekürt. Das Künstlerduo wird seine Quaderkonstruktion in der Pécser Innenstadt verwirklichen.

Sonntag, 12. September 2010

Heute auf SWR3-Kurzinterview mit Maike Wetzel

Heute um etwa 17 Uhr wird ein Kurzinterview zu Aufregenden in und um Pécs im SWR3-Hörfunk gesendet.

Samstag, 11. September 2010

EL / away Ausstellung in der Nádor Galerie


Die Nádor Galerie war bis auf den letzten Platz gefüllt,
als die Schriftsteller György Konrád, Lajos Parti Nagy und Gábor Néméth am Donnerstag zum Thema der Ausstellug "Bleiben oder gehen?" diskutierten.

Soll man bleiben, um Veränderungen in der vorhandenen Gesellschaft anzustoßen oder ist es wichtig wegzugehen, um dadurch neue Impulse zu erfahren und liefern zu können?
Bleiben oder gehen?
Im Land bleiben oder in die Weite ziehen, im Dorf wohnen oder in der Stadt leben?
Die Pécser Architekten deren Entwürfe und Gebäude in der Foto-Ausstellung zu sehen sind, haben diese Frage für sich bereits beantwortet:
Ihre Häuser stehen nicht in Pécs, viele nicht einmal in Ungarn.

Freitag, 10. September 2010

Lesung im Haus der Künste


Die Pécser Germanistin Hajnalka Nagy moderierte den gestrigen gut besuchten Abend.

Außer meiner Erzählung und einem Gespräch wurden auch noch zwei Bücher über Pécs präsentiert:
"Fünfkirchen/Pécs - Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt" von Harald Roth & Konrad Gündisch (Böhlau Verlag)
sowie
"Eine Reise in das alte Fünfkirchen. Die europäische Kulturhauptstadt. Pécs in deutschen Quellen." (München, 2010)
herausgegeben von Juliane Brandt und Johann Habel
Ein Band mit Originaltexten zu und aus Pécs wie z.B. der Brief des Grafen Hoffmannsegg aus der Pécser Gefängniszelle.

Mittwoch, 8. September 2010

Maike Wetzel liest am 10.9. um 19h im Haus der Künste u. der Literatur am Hauptplatz

Das Goethe-Institut Budapest
veranstaltet
in Zusammenarbeit mit der Germanistischen Fakultät Pécs
am Freitag,
den 10. September 2010
im Rahmen der Germanistischen Fachtagung
"Wechselwirkungen"
eine Lesung und Gespräch
mit mir im
Müvészetek és Iradolam Háza | Haus der Künste und Literatur
Széchenyi tér 7-8

Dienstag, 7. September 2010

Der Balaton heute & Kecskemét 1991


Vor ein paar Wochen war ich zum ersten Mal am Balaton.
Nur eine Stippvisite, dann flüchteten wir über kleine Landstraßen zurück nach Pécs.

Der See scheint fest in deutscher Hand.
Auf dem perfekt geteerten Radweg umkreisen Deutsche das Ufer, sitzen auf den Terrassen in den Weinbergen, campen am Strand.
Angeblich war fast jeder deutsche Ungarnreisende schon an der hiesigen "Badewanne".

Obwohl ich schon kurz nach der Wende zum ersten Mal nach Ungarn gereist bin, war ich noch nie am Plattensee.
Es muss im Frühjahr 1991 gewesen sein, als ich mit dem Bus nach Kecskemét reiste.
Ich besuchte die zehnte Klasse.
Die Reise war Teil der damals neuen Städtepartnerschaft zwischen Rüsselsheim und Kecskemét.
Dunkel erinnere ich mich an den Zwischenstopp in einem grauen, aber faszinierenden Budapest. An die unzähligen Geldwechselangebote auf der Straße. An den Blick auf die Donau von Pest aus, der immer noch derselbe ist.

In Kecskemét wohnte ich bei einer Frau mit einer Tochter in meinem Alter. Ich glaube, wir sprachen Deutsch. Ganz sicher bin ich aber nicht.
Sie drängten mir ihr Schlafzimmer auf und schliefen selbst im Wohnzimmer.
Daran erinnere ich mich sehr gut.
Und an einen rauschenden Festabend auf einem Bauernhof, Kutschfahrten durch die Puszta und Reiten auf einem sehr geduldigen Pferd.
Zum Abschied bekam ich Holzbesteck, das in den ungarischen Farben umwickelt war.

So bleibend wie die Eindrücke damals war mein Tag am Balaton nicht.
Wahrscheinlich besuche ich den See noch einmal in der Nebensaison.

Sonntag, 5. September 2010

Paneuropäisches Picknick in Sopron & Neusiedler See


Das Schilf am Ufer des Neusiedler Sees ist dicht, der See selbst sumpfig, flach.
Von einem Moment auf den anderen kann der Wind die Wellen hoch peitschen.
Am Ufer rauscht er zwischen den Halmen.
Mitten durch den See verläuft die Grenze zwischen Ungarn und Österreich.

Rund zwei Jahrzehnte ist es her, dass in der Nähe von Sopron das Paneuropäische Picknick stattfand und die Grenze zu Österreich für drei Stunden geöffnet wurde.
Über 600 DDR-Bürger nutzten damals diese offiziell genehmigte Friedensveranstaltung
zur Flucht.
Mehr wurden es nicht, weil die auf Flugzetteln verbreitete Nachricht von der legalen Grenzöffnung den meisten als zu absurd erschien.

Heute gilt das Paneuropäische Picknick als der Anfang vom Ende der Berliner Mauer.

Das schreibt sich leicht in einem Satz.
Dahinter stecken jedoch zig, zum Teil aberwitzige Geschichten.
Solche wie sie uns ein in der DDR aufgewachsener Freund erzählt.
Davon wie die ungarischen Grenzposten kein Geld und auch keine Lust mehr auf die Erneuerung ihrer Anlagen hatten.
Deshalb bauten sie sie ab, schielten nach Moskau, aber Moskau drückte beide Augen zu.

Auch seine eigene, bis heute anhaltende Liebe zu einer Ungarin ist so eine kleine Grenzgeschichte.
Sie handelt aber nicht nur von Zöllnern, nächtlichen Kontrollen und Sperrgebieten, sondern auch von Vereinigung und soll am besten von ihnen selbst erzählt werden.

So schweige ich an dieser Stelle diskret und blicke von den Pfahlbauten in Felsörakos hinaus auf den See, rieche den Tang und bilde mir ein, dass der einsame Surfer dort draußen noch vor dem Sturm das Ufer erreichen wird.

Freitag, 3. September 2010

ARD-Europamagazin am 4.9.10 um 16.30 mit Stadtschreiber-Bericht

Im Europamagazin der ARD wird
am 4. September
in der Sendung ab 16.30 Uhr
ein Bericht über das Stadtschreiber-Stipendium in Pécs gesendet.

Anschließend wird der Beitrag auch online in der ARD-Mediathek anzusehen sein.
(Obiger Titel ist verlinkt.)

Hier die Männer hinter der Kamera - das Team um den Wiener ARD-Korrespondenten Thomas Morawski:

Kulturzentrum Zsolnay-Fabrik



Das ehemalige Gelände der Zsolnay-Keramikmanufaktur wird im Rahmen von Pécs 2010 zu einem riesigen Kulturviertel umgebaut.
Momentan sind die Bauarbeiten im vollen Gang.

Aber am 1.9. wurde bereits ein Teil eröffnet:
Die Porzellansammlung von László Gyugi ist dort nun dauerhaft zu besichtigen.

Donnerstag, 2. September 2010

Grenzgänge

Grenze - das deutsche Wort zischt.
Es klingt nach Krätze, Blut und Kragen.
Aber etwas auch nach Lorbeeren und Girlanden.

Gerade hat die ungarische Regierung allen ungarischstämmigen Minderheiten in den angrenzenden Ländern die Staatsbürgerschaft verliehen und unter anderem die slowakische Regierung damit aufgebracht.

Anfang Oktober finden in Ungarn Kommunalwahlen statt.
Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.

Mein Mann und ich dagegen spielen wieder Grenzgänger, gondeln entlang der Landesgrenze, schnuppern neue Luft.

Auf der anderen Seite der Drau/Drává, am kroatischen Ufer, und später auch weiter westlich, in Slowenien, verändern sich auf den ersten Blick nur die Schilder.
Allmählich nimmt die Hitze ab, die Feuchtigkeit steigt.
In Graz prasselt der Regen herab.

Am österreichischen Grenzübergang nach Ungarn bei Szombathely sind die Scheiben an beiden Wegposten beschlagen. So lange sind sie schon verwaist.

Der ungarische Grenzposten am Übergang nach Kroatien fragt nach unserem Ziel und bittet uns die Sonnenbrillen abzunehmen.
Er lässt uns passieren.

(Zu den Hintergründen und der Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft für Auslandsungarn siehe auch:
www.nzz.ch/nachrichten/international/ein_pass_fuer_ausland-ungarn_1.5806092.html)