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Donnerstag, 18. November 2010

Das weltweit einzige Roma-Gymnasium


Das Gandhi-Gymnasium in Pécs ist eine weltweit einzigartige Institution:
Es wurde vor 16 Jahren von Roma für Roma- und Nicht-Roma-Schüler gegründet.
Zur Zeit leben und lernen 212 Schülerinnen und Schüler an dem Internat.

Ich freue mich, dass meine Reportage über die Schule im Berliner FREITAG und im Wiener STANDARD erschienen ist.

Bei meinem Besuch im Kolleg am Rande der Stadt habe ich eine Gruppe junger Deutschschüler getroffen.
Aufgeweckt und lebhaft berichteten sie von ihrem Alltag.
Nur als "Roma" wollten sie nicht angesprochen werden:

"Roma!"
Bei dem Wort schaut die 18jährige Krisztina, als hätte sie gerade ihr Essen aus der Toilette gefischt.
"Der Begriff ist affig. Über-korrekt. Wir sind Zigeuner und wir sind anders."
So erklärt sie mir ihr Unbehagen.

Eine ungarische EU-Abgeordnete, die selbst Roma ist, äußert sich in einem Interview kritisch zum Gandhi-Gymnasium.
„Mindestens zehn Schulen könnten mit dem Geld betrieben werden“, sagt sie.
„Wenn die Gandhi-Schule nicht so teuer wäre, könnte sie vielleicht als Modell dienen.
Aber auch dann wäre ich dagegen, weil sie nicht integrativ ist.“

Als Krisztina mit dieser These konfrontiert wird, wechselt sie sofort ins Ungarische.
Ihre Lehrerin übersetzt den wütenden Schwall, vermutlich sehr viel moderater: „Leute, die noch nie hier waren und überhaupt keine Ahnung haben, sollten gefälligst ihren Mund halten!“

Doch Begegnungen mit anderen Gymnasien oder Auslandsreisen finden derzeit nicht statt, die Schüler bleiben unter sich.
Kriszti (14) wünscht sich mehr Austausch und Begegnungen außerhalb der Schule.

Wie ist es um die angemahnte Integration bestellt?
Ist die Gandhi-Schule ein Vorzeigemodell oder eine realitätsferne Insel der Seligen?

„Natürlich ist es eine Gratwanderung.
Die Gandhi-Schule bietet einen Schutzraum.
Aber er darf nicht zur Einbahnstraße werden.
Die Schüler müssen nach ihrem Abschluss den Sprung in die gesellschaftliche Wirklichkeit schaffen.“

Auch die Deutschlehrerin Andrea Ritter weiß, dass der Erfolg des Gymnasiums letzten Endes an der Zahl der Roma-Studenten aus seinen Reihen gemessen wird.

Der Bevölkerungsanteil der Roma liegt in Ungarn bei sieben Prozent.
Bei den Abiturienten und Studenten liegt er jedoch unter einem Prozent.
Diesen Wert gilt es zu erhöhen.

Ein Abiturient aus dem letzten Jahrgang des Gandhi-Gymnasiums studiert inzwischen mit einem Stipendium in Harvard.
Vielleicht gibt es in Ungarn irgendwann eine Staatspräsidentin, die Roma ist?

Eriks Ziel ist bescheidener. Er möchte Polizist werden.
Seine Lehrerin wendet ein: „Dafür bist du nicht groß genug.“
Doch so leicht lässt sich der Zehntklässler nicht den Wind aus den Segeln nehmen.

Er weiß: Wahre Größe kommt von innen.
Das hat er sicher bei Mahatma Gandhi gelernt.

Dessen Beharrlichkeit und friedlicher Widerstand führten schließlich zum Erfolg.
Nicht ohne Grund trägt das Gymnasium in Pécs seinen Namen.

Mittwoch, 22. September 2010

Lesung aus dem Blog


Was macht eine Stadtschreiberin?
Ist das ein Posten für die Ewigkeit?
Wo findet sie ihre Themen?

Solche und andere Fragen stellten mir gerade die Gymnasiasten der Széchenyi Istvan-Schule und ihre Grazer Austauschpartner.
Schon in den Deutschstunden bei ihrer Lehrerin Ilona Kresz hatten sie sich meinem Internettagebuch beschäftigt.
Jetzt nutzten sie die Gelegenheit, um herauszufinden, ob ich wirklich kaum Ungarisch kann. Ja, leider.
Zum Glück war das Deutsch der Schüler besser als meine Kenntnisse ihrer Sprache.

Ich las ein wenig aus dem Blog, ließ meine Aussprache verbessern und erfuhr, dass auch die Grazer Schüler und ihre Lehrerin Sonja Kaar begeistert von Pécs und seiner Umgebung sind.
Ilona Kresz und ihre Kollegin haben ein volles Programm organisiert.
Morgen fährt die österreichisch-ungarische Gruppe Richtung Mohacs und in den Mecsek Extreme Park.