Krishna sei Dank.
Die Krishna-Sekte unterhält einen laktovegetarischen Imbiss in Pécs, in dem ich nun jeden Tag wem-auch-immer huldigen werde.
Hauptsache ich bekomme das leckere Mittagsmenü auf die Hand!
Aber zum Glück kriege ich das Essen auch ohne Missionierung.
Heute gab es eine leckere Gemüsesuppe und als Hauptgang Tomatengemüse mit Kurkumareis dazu ein selbstgebackener mit Gemüse gefüllte Buchweizentasche.
Die hauseigene Limonade gibt es gratis dazu.
Nichts gegen die ungarische Küche - aber im Restaurant scheinen die Köche immer noch eine Kelle extra-Fett dazu zu geben und für Vegetarierer (die ich eigentlich nicht bin) ist die Auswahl fad.
Deshalb bin ich über das Puspa Konyhaja Restaurant so froh.
Hinter der kleinen Theke steht die Wirtin Puspa selbst mit einer anderen Frau im
Sari und mit Nasenschmuck. Sie händigen die Tabletts mit dem Essen aus.
Über mangelnden Zulauf kann sich der Imbiss nicht beklagen.
Ich hoffe, mein Blogeintrag lässt die Schlange nicht bis auf die Straße anschwellen.
Der Imbiss befindet sich in der Mitte der zweiten Seitenstraße rechts (vom Jokai tér aus).
Montag, 2. August 2010
Donnerstag, 29. Juli 2010
Hullámfürdö
Eins meiner ersten ungarischen Worte:
Hullámfürdö.
Eine wichtige Vokabel:
Wellenbad.
Draußen wird geplantscht, das Becken wird bestensfalls in der Breite durchpaddelt, am Kiosk gibt es Langos (in Fett ausgebackene, mit Knoblauch und Salz bestreute Hefefladen) und dünne, süße Pfannkuchen.
Ein junges Mädchen wähnt sich in Rio und rennt im Tanga herum. Niemand nimmt von dieser Winzigkeit Notiz. Eine ältere Frau korrigiert ein Manuskript. Ein etwa 70igjähriger Mann mit lederartiger Haut versucht seinen eigenen Sonnenrekord zu brechen. Kinder werfen sich in die Wellen und weinen, als sie eine überrollt.
Verglichen mit dem Kreuzberger Prinzenbad ist das Freibad von Pécs ein Paradies.
Zwar leider an der Schnellstraße - aber gegen das Geräusch plärrt tapfer die Popmusik aus den Lautsprechern an.
An der Kasse sitzen drei Damen:
Eine kassiert, die nächste nimmt einem die Quittung ab, die letzte legt einem ein für die Ewigkeit geklebtes Armband um.
Im Hallenbad gibt's Schutz vor der Sonne und Wasserballer.
Seit ein paar Tagen besitze ich nun auch ein Fahrrad und versuche damit, die Stadt und ihre Hänge zu erobern.
Meine Abenteuerlust wird zum Teil durch die Straßen (Löcher!) und mangelnde Ortskenntnis (wie vermeide ich mörderische Schnellstraßen?) etwas eingeschränkt.
Aber immerhin: Der am Hang Richtung Mecsek-Gebirge gelegenen Ortsteil Tettye und das gleichnamige Restaurant dort, sind eine Entdeckung.
Der Weg führt durch einen schönen Park mit einem großen, neuen Spielplatz, vorbei an Weinbergen und den Tettye sinter Höhlen, die ich sicher noch besichtigen werde.
Abendstimmung in Tettye:
Montag, 26. Juli 2010
Nádor Galerie
Das Caféhaus im gleichnamigen Hotel "Nádor", direkt an der ehemaligen Moschee am Széchenyi Platz, war früher der Künstlertreff von Pécs.
Der Schriftsteller György Konrad fühlt sich ihm bis heute verbunden:
"Pécs das ist eine Provinzstadt, aber eine hübsche Stadt ... am berühmten Caféhausfenster konnte ich den Hauptplatz beobachten und dort habe ich mich sehr wohl gefühlt, dort habe ich sehr gut gearbeitet."
Bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Gesellschaft gingen in dem 1846 eröffneten Luxushotel ein und aus.
Die Fassade ist inzwischen renoviert, doch bevor das Gebäude wieder als Hotel genutzt wird, wurde das ehemalige Café als temporäre Galerie und Café eingerichtet. (oben der Link).
Für die jungen Künstler von Pécs ist das ein prominenter Ort, um ihre Werke zu präsentieren. Diána Bóbics ist eine der rund 60 Künstler, die momentan in der Nádor Galerie ausstellen. Ihr Gemälde ist auf dem Foto unten rechts zu sehen.
Die Kunstakademie in Pécs ist neben Budapest und Sopron die wichtigste Ausbildungsstätte in Ungarn.
Mit staatlicher Unterstützung nach dem Studium sieht es eher mau aus:
Stipendien gibt es nur sehr wenige. Eine Einrichtung wie die Künstlersozialkasse existiert überhaupt nicht.
Diána Bóbics, die auch in München studiert hat, erklärt, dass es insgesamt schwieriger sei als in Deutschland, sich auf dem Kunstmarkt zu behaupten. Die Käuferschicht in Ungarn sei dünn und alle wichtigen Galerien in Budapest.
Die neue ungarische Regierung setzt sich zwar sehr für den Sport ein, aber anscheinend nicht in ähnlicher Weise für die Kunst.
Das Kulturhauptstadtjahr in Pécs brachte dem Nachwuchs neben Ausstellungsmöglichkeiten etliche Ausschreibungen für Kunst im öffentlichen Raum und einen komplett neuen Preis: den Vasarely-Preis, der am nächsten Wochenende vergeben wird.
Sonntag, 25. Juli 2010
Pál Dárdai senior
Pál Dárdai gibt es doppelt:
Der Junior dribbelt seit 1996 für Hertha BSC im Mittelfeld und Pál Dárdai senior trainiert nach seiner eigenen, erfolgreichen Spielerkarriere inzwischen in Pécs die U 20-Mannschaft.
Eins haben sie gemeinsam - sie lieben Fußball und Pécs.
Aus einem Interview mit Pál Dárdai junior:
"Beschreiben Sie doch einmal Pecs, ihre Heimatstadt.
Das ist eine Studentenstadt, die ist sehr schön. Im Sommer herrscht immer gute Stimmung, und es gibt sehr viel Sonne. Es fehlt eigentlich nur eine richtig gute Fußballmannschaft. Aber das kommt jetzt auch. (...)"
Im Pécser Stadion trafen wir Pál Dárdai senior. Er drückte uns die Autogrammkarte oben in die Hand.
Sein Sohn schwärmt im Interview weiter vom gemeinsamen Jagen und Schlachten:
"Wir lassen uns dann früh um fünf wecken, das Schwein kriegt den Schuss, und dann fangen wir an. Haare entfernen, Magen wegschmeißen, und dann gehst du mit dem halben Schwein ins Haus, wo du weiter arbeitest mit Maschinen und Salami herstellst und solche Dinge."
Sein Vater spricht lieber über Spikes und Lattenschüsse anstatt über Eingeweide. Allein beim Thema Lothar Matthäus fährt er etwas aus der Haut: "Ein sehr guter Spieler - aber als Trainer hat er die ungarische Nationalmannschaft ins Chaos gestürzt."
Samstag, 24. Juli 2010
URBAN RABBITS Show
Umwerfend!
Wer eine Chance hat, diese Show zu besuchen: Reingehen!
Das oben verlinkte Video bringt nur unzulänglich rüber mit wieviel Charme, Witz und sowohl akrobatischen als auch darstellerischen Können, die Abschlussklasse der französischen Zirkusschule unter der Regie von Árpád Schilling (Kretakör)unter dem obskuren Namen URBAN RABBITS agiert.
Zwei atemberaubende Stunden.
Freitag, 23. Juli 2010
Kikinda Short (Story Festival) 5
Bilder: Edi Matic
Anfang Juli war ich im Grunde nicht weit von Pécs entfernt, in einem Ort mit einem ungarischen Namen, der heute auf serbischen Boden liegt: In Kikinda.
Wie in Pécs überkreuzen sich dort nicht nur die Landes- und Kulturgrenzen (Rumänien ist gleich nebenan), sondern einmal im Jahr auch die Autoren.
Kikinda besitzt nämlich außer einem Mammut(skelett) seit fünf Jahren auch ein Literaturfestival, zu dem Schriftsteller aus der ganzen Welt eingeladen werden.
Aus Ungarn waren Orsolya Bencsik, Lazslo Kis und Roland Orcik mit dabei. Die übrigen Autoren kamen aus Dänemark, Bosnien-Herzegowina, den Niederlanden, Bulgarien, Griechenland, Makedonien, Rumänien, Kroatien, Spanien, Großbritannien, Kanada u.v.m.
Das Ganze war eine große Sause - sehr lustig, sehr locker und gesellig - Divengehabe hatte keine Chance. Noch dazu war das Festival: gut besucht. Halb Kikinda hörte zu.
Bei allem Spaß und "fliegenden" Lesungen (Lewis Croft trat als "schwebende Jungfrau" auf) war ich sicher nicht die einzige, die Serbien auf Einladung des Festivals zum ersten Mal besuchte.
Seit Jahrzehnten war für mich der Klang des Namens "Serbien" fast ausschließlich mit dem Jugoslawien-Krieg und seinen Auswirkungen verbunden. Neben vielen serbischen Fleischprodukten, die nun meine Rippen füllen, habe ich von dem Festival vor allem eins mitgenommen:
Den Eindruck von einem "neuen Serbien" und von seinem guten, derben Humor, der dahin schlägt, wo's wehtut, aber nicht vernichtet.
Mittwoch, 21. Juli 2010
Zirkusfestival
Der Zirkus ist in der Stadt.
Argentinier fliegen am Himmel, ein Deutscher deklariert jonglierend Rilke, die französischen Zirkusstudenten springen einen Salto rückwärts zu Chansons...an jeder Ecke brummt, summt, vibriert ein Muskel.
Auch morgen Abend setzen wir uns wieder auf den Hauptplatz. Wir sind gespannt, was das Teatre KTO aus Polen aus der Geschichte von Don Quijote macht.
Villany
Gestern ging's weiter in den Süden, nach Villany. Wir stiegen zuerst in den falschen, dann den richtigen Zug und schaukelten zum Zentrum der dortigen Weinstraße.
Dort spielten wir "Das Lied vom Tod" auf den staubigen, leeren, hitzeflimmernden Gassen, bis wir auf die schattige Bank des Maul-Wirts sanken.
Sogar Malan aß sein Schnitzel auf und danach noch etwas Palatschinken! Fast so gut gefüllt wie die Kohlrouladen rollten wir ins Weinmuseum und zu den kühlen Fässern hinab.
Dienstag, 20. Juli 2010
Geschichten aus Pécs
Die Geschichten aus und um Pécs, die ich während des Stipendiums sammeln will, machen sich für mich vor allem an Menschen fest.
An ihren Lebensläufen, ihren Erlebnissen und Eindrücken.
Ich sehe mich deshalb nach den unterschiedlichsten und hoffentlich auch gegensätzlichsten Protagonisten und Beiträgen zu einem Pécs-Kaleidoskop um.
Die Menschen von Pécs, ihre Geschichte und Geschichten, interessieren mich.
Schlaglichter aus meiner Recherche werde ich auch hier - in diesem Blog - präsentieren.
An ihren Lebensläufen, ihren Erlebnissen und Eindrücken.
Ich sehe mich deshalb nach den unterschiedlichsten und hoffentlich auch gegensätzlichsten Protagonisten und Beiträgen zu einem Pécs-Kaleidoskop um.
Die Menschen von Pécs, ihre Geschichte und Geschichten, interessieren mich.
Schlaglichter aus meiner Recherche werde ich auch hier - in diesem Blog - präsentieren.
Literaturhits
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