Posts mit dem Label Fußball werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fußball werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 25. Juli 2010

Pál Dárdai senior


Pál Dárdai gibt es doppelt:
Der Junior dribbelt seit 1996 für Hertha BSC im Mittelfeld und Pál Dárdai senior trainiert nach seiner eigenen, erfolgreichen Spielerkarriere inzwischen in Pécs die U 20-Mannschaft.

Eins haben sie gemeinsam - sie lieben Fußball und Pécs.

Aus einem Interview mit Pál Dárdai junior:
"Beschreiben Sie doch einmal Pecs, ihre Heimatstadt.

Das ist eine Studentenstadt, die ist sehr schön. Im Sommer herrscht immer gute Stimmung, und es gibt sehr viel Sonne. Es fehlt eigentlich nur eine richtig gute Fußballmannschaft. Aber das kommt jetzt auch. (...)"



Im Pécser Stadion trafen wir Pál Dárdai senior. Er drückte uns die Autogrammkarte oben in die Hand.

Sein Sohn schwärmt im Interview weiter vom gemeinsamen Jagen und Schlachten:
"Wir lassen uns dann früh um fünf wecken, das Schwein kriegt den Schuss, und dann fangen wir an. Haare entfernen, Magen wegschmeißen, und dann gehst du mit dem halben Schwein ins Haus, wo du weiter arbeitest mit Maschinen und Salami herstellst und solche Dinge."

Sein Vater spricht lieber über Spikes und Lattenschüsse anstatt über Eingeweide. Allein beim Thema Lothar Matthäus fährt er etwas aus der Haut: "Ein sehr guter Spieler - aber als Trainer hat er die ungarische Nationalmannschaft ins Chaos gestürzt."

Dienstag, 13. Juli 2010

König Fußball


Samstag, den 10. Juli 2010

Kleines Finale: Deutschland spielt gegen Uruguay um den dritten Platz bei der Fußball-WM in Südafrika.

Schauplatz: Pécs, Széchenyi tér, Terrasse des Koffein-Cafés.
Beteiligte: Zwei deutsche Paare, zwei männliche Uruguay-Fans, mehrere Obdachlose, Zaungäste, Kellner, eine Stadtschreiberin, eine Erdbeerlimonade, ein Flachbildschirm.

Die Limonade geht als erstes drauf.
Ich beiße in den Strohhalm, stochere im Eis.
Die beiden Uruguay-Fans machen Krach für zwanzig - stöhnen, rufen, schreien - während die Deutschen (inklusive meiner Wenigkeit) keinen Laut von uns geben.

Ein Obdachloser mit zwei „Natur pur“-beschrifteten Einkaufstüten lehnt an dem Palmentopf vor dem Café. Immer wieder zupft er nervös seine Jogginghose zurecht. Bald gesellt sich ein Kollege zu ihm. Weitere Zaungäste sitzen auf dem Rand des Springbrunnens.

Das einzige Reserviert-Schild im ganzen Café prangt an dem Tisch direkt vor dem Monitor – eins der beiden deutschen Paare hat den Platz vermutlich gleich nach dem Spanien-Spiel vorbestellt.

In Südafrika regnet es in Strömen. Die Trikots kleben den Spielern am Leib.

In Pécs lege ich mir ein Tuch um die Schultern.
Vor einem Monat habe ich es in der anderen Kulturhauptstadt, in Istanbul, erworben. In meinem Blickfeld liegt schon wieder eine Moschee. Die türkischen Truppen eroberten Pécs 1543, sie blieben 143 Jahre und ließen unter anderem die inzwischen umgewidmete Moschee am Hauptplatz zurück.

Aber vergessen wir die Türken für den Moment – Diego Forlan klopft an die Tür und die deutsche Mannschaft kloppt zurück.

„Was passiert eigentlich mit den 875 Millionen Vuvuzelas, wenn das Turnier morgen abgepiffen wird? Werden sie eingestampft und unter Hitze zu Playmobilfiguren modelliert? Behalten findige Bürgerhaus-Musiker diese Dinger gar und tun sich mit Panflöten-Trios zusammen, um als Freez-Jazz-Orchester am Berliner Kudamm aufzutreten?“ Das fragt sich der Kommentator des Fußballmagazins „11 Freunde“ – völlig zu Recht.

Die Mannschaft aus Uruguay kämpft verbissen. Die Deutschen zeigen sich „auch ohne Lahm lahm“.

Am Ende steht es trotzdem 3:2 für Deutschland.

Jogis Jungs gehen mit der Ananas nach Hause.

Auch in Pécs krachen, unweit der Stadtschreiber-Wohnung, einige Böller in den Abendhimmel. Ob Exil- oder Ungarndeutsche oder Deutsche im Herzen sie zündeten, ist nicht bekannt