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Dienstag, 12. Oktober 2010

Roter Schlamm & grüne Lunge


Pécs glänzt in der goldenen Herbstsonne.
Die Menschen auf der Terrasse am Jokai tér ziehen ihre Jacken aus.

In Kolontár, in der Nähe des Plattensees, passierte vor einer Woche eine der größten Umweltkatastrophen des Landes.
Giftiger, roter Schlamm überflutete ein Gebiet von rund 40 Quadratkilometern.
Acht Menschen starben bisher.
Hunderte verloren ihre Heimat.
Das Wasser der Donau verteilt das Gift weiter.
Von Pécs sind es rund 30 Kilometer bis zum Ufer des Flusses.

Ein Greenpeace-Sprecher sprach angesichts der räumlichen Ausmaße und der langfristigen Konsequenzen für das Leben in dem verseuchten Gebiet von einem "persönlichen Tschernobyl" für die Betroffenen.
(Oben der Link zur Katastrophen-Chronik der deutschsprachigen Zeitung Pester Lloyd.)

Doch das Leben in Pécs scheint gemächlich, ungerührt, wie eh und je.
Auch die Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag sind anscheinend nicht Tagesgespräch.

Ich werde den schönen Herbsttag nutzen, um endlich meine Mecsek-Wanderkarte zum Einsatz zu bringen.
Pécs liegt direkt an den Hängen des Mittelgebirges.
Ich kann von meiner Wohnung aus, die am Rand der Stadtmauer liegt, loslaufen.
Das werde ich nun tun.

Laufen klärt den Kopf.
Es gibt Dichter, die schwören, ohne Spaziergänge könnten sie nicht schreiben.

Yogis sprechen gern von "Meditation in Bewegung".
Mein Yogi-Meister in Pécs, Sandor, ist angeblich schon 70 Jahre alt.
Ich würde ihn auf 50 schätzen.
Er ist der lebende Beweis für die verjüngende Kraft von Yoga.
Aber vielleicht kommen bei ihm auch noch ein-zwei andere Dinge hinzu.
Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass ich von Sandors Stunden erfahren habe.
An jedem Wochentag bietet er in verschiedenen Schulturnhallen in Pécs Yoga an.
Viele der Teilnehmerinnen sind bereits jenseits der Fünfzig.
Meist gibt es kaum einen freien Platz mehr.

Trotzdem die Anleitungen auf Ungarisch sind, ahne ich die Bedeutung meist mehr, als ich verstehe.
Wenn ich mich mal wieder in die falsche Richtung verdreht habe, korrigiert mich Sandor auf Deutsch.
Er hat seine Ausbildung in Köln absolviert.