Samstag, 30. Oktober 2010

KONZERT im Dom, Ausstellung und Kriegsgedenken

Sonntag um 19.15 Uhr findet im Dom ein Konzert der Bläserphilharmonie Rems-Murr e.V. statt.
Im Programm sind Werke von Palestrina, Clarke, Bach, Händel, Strauss, Stanek, De Meij und De Haan.
Eintritt ist frei.

Im Haus der Literatur und Künste sind derzeit Fotos von Künstlern aus dem Rems-Murr Kreis zu sehen. (Geöffnet bis zum 8. November)

Dienstag, 2. November, 16.30 Uhr
ÖKUMENISCHE GEDENKFEIER FÜR DIE OPFER DES ZWEITEN WELTKRIEGES UND DER GEWALTHERRSCHAFTEN
Gedenkrede: Tibor Kovács, Oberst, Vertreter der Deutschen Kriegsgraberfürsorge e.V. in Ungarn
Ort: Deutsch-ungarischer Soldatenfriedhof, Fünfkirchen
Musikalische Mitwirkung: Ritter Kapelle, Gemeinsame Veranstaltung mit der Deutschen Selbstverwaltung Fünfkirchen

Freitag, 29. Oktober 2010

Hattyu Ház

Der Vollständigkeit halber hier auch noch eine Abbildung des Eingangs zur zweiten Galerie auf der Kiraly U. - die Räume sind im 1. Stock:

Land der Verheißung

VERNISSAGE ZUR AUSSTELLUNG JUNGER SERBISCHER FOTOGRAFEN
im Vasváry Szalon

Der Eingang zur Galerie (1. OG) auf der Kiraly U.:

Obwohl ich die beiden Galerien auf der Kiraly U. schon mehrmals besucht habe, stand ich heute wieder sinnend vor der Fassade: Wo ist der Eingang?

Ich hab ihn dann doch noch gefunden und mir die Schlaglichter junger serbischer Fotografen auf ihr Land angesehen.

Es sind einige interessante Serien dabei - zum Beispiel Ivan Petrovics formal-strenge Ansichten von Atombunkern in verschiedenen Ländern oder Ana Adamovics mit der Verklärung des Balkans spielende Guckkästen.




Von der Vernissage hatte ich ausnahmsweise nicht durch Mundpropaganda,
sondern durch die Website des Kulturhauptstadtbüros erfahren.

Wenn ich sonst auf dieser Website nach Veranstaltungen suche, erscheint meist: Null Resultate. Was nicht den Tatsachen entspricht.

Aus diesem Grund habe ich übrigens Veranstaltungshinweise in den Blog aufgenommen.
Als Nicht-Einheimische würde ich ohne persönliche Tipps oft nicht erfahren, was in Pécs gerade stattfindet.
Ich hoffe, meine Hinweise helfen auch anderen den Weg zu kaum auf Englisch oder Deutsch annoncierten Events zu finden.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Dom


Seit Monaten nehme ich mir vor, über den Dom von Pécs und die frühchristlichen Grabkammern zu schreiben.

Doch jedes Mal, wenn ich anfange zu tippen, überfällt mich große Müdigkeit - ich gähne und sinne nach, was es über beide Orte Neues zu berichten gäbe.

Frischer sind meine Eindrücke vom deutschsprachigen Gottesdienst in der umgebauten Moschee am Hauptplatz.
Dort findet jeden Sonntag um 9.30 Uhr eine katholische Messe in deutscher Sprache statt.
Die Kniebänke sind sehr hart, die mit nationalistischer Propaganda durchsetzten Jesus-Malereien an Decke und Wänden sehr bunt und je länger der Gottesdienst dauert, umso mehr Touristen stehen im Hintergrund. Am Ende übersteigt ihre Zahl die der Gläubigen.

Hier nun wenigstens die Bilder meines Dombesuchs:


Der Bischof von Pécs äußerte sich übrigens unlängst in der Zeitung ablehnend zu einer Ausstellung polnischer Künstlerinnen. Es ging ihm nicht um ihre Nationalität, sondern um die sogenannte "gender"-Frage, die er prinzipiell geißelte.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Tettye im Herbst

Auch Pécs hat einen Fernsehturm - und viele Ruinen.

Blick auf den herbstlichen Tettye-Park:

Mein neuer Lieblingsplatz liegt direkt hinter dem modernen Kruzifix oberhalb des Tettye-Parks.
Am Wochenende drängeln sich auf der Promenade dort die Spaziergänger.
Bis Sonntag konnte man sich dort auch noch die Sommersprossen auffrischen.
Jetzt regnet es - aber hoffentlich nicht lang.

Pécs-Panorama - am Horizont beginnt Kroatien:

Montag, 25. Oktober 2010

HOCHZEITEN - Lesung an der Uni


Was ist ein Polterabend?
Wieso wird dort Porzellan zerschmissen?

Solche und andere Fragen ergaben sich im Anschluss an meine heutige Lesung an der Universität.
Da ich die Titelgeschichte meines ersten Erzählungsbandes vortrug und danach meine Verfilmung der Story zeigte, entspann sich die Dikussion ausgehend von dem großen Thema: Hochzeiten.

Zum Abschluss las ich noch "Einmal Schweden" und obwohl es in Ungarn anscheinend nur zwei IKEA-Geschäfte in der Nähe von Budapest gibt, war der in der Geschichte namenlose "schwedische Möbelkonzern" natürlich auch den Studenten in Pécs ein Begriff.

Auf Initiative der DAAD-Lektorin Isabelle von Zitzewitz war ich in den Kurs gekommen. Die Studenten interessierte vor allem brennend, wieso ich nach Ungarn wollte, ob es mir gefällt und wieviel Ungarisch ich schon gelernt habe.

Als ich meine ungarischen Lieblingsautoren aufzählte, gab's eine Überraschung: Niemand kannte Agota Kristof.
Auch in den zahlreichen Buchhandlungen in Pécs ist mir bereits aufgefallen, dass die Werke der Exil-Ungarin aus der französischsprachigen Schweiz zwar vorhanden, aber unter der fremdsprachigen Literatur eingeordnet sind.
Dafür erfuhr ich meinerseits von den Minuten-Novellen von István Örkeny, die offenbar zu den bekanntesten ungarischen Kurzgeschichten zählen.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Mehr als fünf Kirchen

Die Moschee des Hassan Jakovali:

In Pécs gibt es mehr als fünf Kirchen.
Insofern untertreibt der deutsche Name: Fünfkirchen.

Die vielen Kulturen, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Pécs ansiedelten, spiegeln sich auch in den Gotteshäusern wider.

Katholische, griechisch-katholische, serbisch-orthodoxe, jüdische, evangelische und auch muslimische Gläubige finden in Pécs einen Ort zum Beten.

Die Moschee am Hauptplatz dient zwar inzwischen als innerstädtische, katholische Pfarrkirche.
Ihr moderner Stahlglockenturm fährt sonntags zum Geläut aus dem Boden.
Doch am Rand der Innenstadt liegt die einzige vollständig erhaltene Moschee aus der Zeit der osmanischen Besetzung.
Das ehemalige Derwisch-Kloster und die Moschee mit intakten Minarett ist zwar inzwischen ein gut eingerichtetes Museum, wird aber auch noch zum Gottesdienst genutzt.

Die evangelische Kirche von Pécs:

Protestanten führen in Ungarn ein Nischendasein.
Zwar häufen sie sich in einigen Gebieten, doch insgesamt gibt es sogar mehr griechisch-katholische/unitarische Gläubige als Reformierte.
Ihre Zahl in Ungarn wird auf etwa 280 000 geschätzt.

Die griechisch-katholische Kapelle:

Montag, 18. Oktober 2010

Filmclub Pécs - jeden Mittwoch im Lenau-Haus


Letzten Mittwoch startete der Filmclub im Lenau-Haus.

Bis zum Jahresende werden dort jeden Mittwoch
um 19.30 Uhr
spannende, internationale Filme
in deutscher Sprache oder mit
deutschen Untertiteln gezeigt.
Eintritt frei.

Das ausführliche Programm ist im oben verlinkten Blog des Filmclubs zu finden.

An diesem Mittwoch läuft "Brot und Tulpen" mit Bruno Ganz, eine charmante Tragikkomödie aus Venedig.

Einmal im Monat können die Zuschauer
selbst bestimmen, welcher Film gezeigt wird.

In der Kategorie
Wunschfilm“ kann einer der drei angebotenen Filme ausgewählt werden.

Bis Montag (12 Uhr) vor der Vorführung
bitte eine Email an lenau@t-online.hu schicken!
Bis spätestens Dienstag
werden alle Teilnehmer benachrichtigt,
welcher Film gewonnen hat.

Samstag, 16. Oktober 2010

Weltklasse


Im Sozialismus galt Pécs als "der Ort der süßen Verbannung", als Hort für in Budapest in Ungnade gefallene Künstler.
Damals gedieh in der Stadt eine reiche und lebendige Szene. Egal, ob in Musik, Kunst oder Literatur.

Heute rümpfen die Budapester die Nase, besonders im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr:
"Ist ja alles schön und gut - aber fehlt nicht die Weltklasse?"
Das fragen mich nicht nur Ausländer gelegentlich, sondern auch Ungarn.
Von Provinz ist die Rede, von Jahrmarkttreiben.

Dabei gibt es echte Perlen im Programm.
Aki Takase ist eine davon.
Die japanische Free-Jazzerin lebt seit Jahrzehnten in Berlin.
Dort hätte ich schon längst auf sie stoßen müssen, doch erst in Pécs besuchte ich jetzt eins ihrer Konzerte.

Das Konzert am Freitag war Weltklasse.
Zusammen mit einem Lokalmatador, dem Gitarristen Gábor Gadó, bot die Pianistin einen energiegeladenen, im besten Sinne verblüffenden Abend.
Er fand im Rahmen von "JAZZHID Osijek-Novi Sad-Pécs" statt.
Das Jazzfestival verbindet durch die drei Städte die drei Anrainerstaaten Kroatien, Serbien und Ungarn.

Nach dem Kaufen einer Karte für ein Free-Jazz-Konzert überfällt sicher nicht wenige Angst vor der eigenen Courage.
Böse Vorahnungen durchzuckten auch mich im Foyer des Urania-Kinos, als ich dem Soundcheck lauschte.
Aki Takases Musik bricht beim leisesten Anflug von Melodie ab.
Immer mal wieder kommt ein kleiner Harmonie-Happen, doch in der Hauptsache ist ihr Spiel dissonant, oft brachial, ungestüm, manchmal häßlich. Nichts für Hintergrund-Gedudel.
Als Aufnahme würde es für mich wohl nicht funktionieren.
Doch der Abend mit Gábor Gadó und der Ausnahme-Pianistin am Bösendorfer war ein Genuß.
Trotz kurzer Vorbereitungszeit funktionierte das Zusammenspiel der beiden Musiker.
Gemeinsam balancierten sie auf dem denkbar schmalen Grat zwischen platten Hörvergnügen und puren Lärm und schafften es, in keinen der beiden Abgründe zu stürzen.

Anschließend spielte noch die serbische Combo "Mayoke Group", deren mit sphärischen Synthie-Klägen unterlegter Ethno-Jazzrock den Kinosaal vollends füllte.

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Das Konzert von Takase und Gabó krönte einen mit ungarischer Kuchenkultur in der Konditorei Magda, Kurzausflug zu den Kindergesängen des französischen Komponisten Nicolas Frize auf dem Kossuth tér und der Ausstellungseröffnung des Malers Manfred Karsch im Lenau-Haus prall gefüllten Tag.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ungern in Ungarn?


Ungarn verelendet und verroht.
Die Straßen sind voll Obdachloser.
Arbeitslose Massen drängen über die Grenzen.
Die Herrschaft des Faschismus steht kurz bevor.
Roma und andere Minderheiten werden ermordet.

Wenn ich die deutschen Nachrichten über Ungarn lese, frage ich mich manchmal, ob ich mich in demselben Land befinde oder ob ich einfach in einem watteweichen Kokon, isoliert durch Unkenntnis der Sprache und das sanfte Polster des Stadtschreiber- Stipendiums, lebe?

Dem "Volk aufs Maul schauen" kann ich nicht.
Ich bin auf die Berichte deutschsprechender Bekannter oder deutschsprachiger Medien angewiesen.
So ist mein Blick auf Pécs und Umgebung ein oft auf beobachtete Gesten und Berichte Dritter angewiesener.

Dass vieles im Argen liegt im Staate Ungarn und selbst in Pécs, ist trotzdem auch mir nicht verborgen geblieben.

Ich werde mich aber hüten, an dieser Stelle eine umfassende Analyse abzuliefern. Dazu ist das Thema zu komplex.

Deutsche Journalisten scheinen die Analyse der ungarischen Wirklichkeit aber bereits "im Kasten" zu haben, wenn sie hier ankommen.

Ein Beispiel aus dem "Rüsselsheimer Echo" vom letzten Montag:
Angeblich marschierte vor ein paar Tagen die verbotene rechtsextreme "Nationale Garde" in Pécs auf.
Bis auf den "Ecoh"-Bericht darüber, fand ich vor Ort bislang noch niemand, der sie gesehen hat.

Ich glaube nicht, dass der Journalist gelogen hat.
Wieviele Gardisten auftauchten, woher sie zusammengekarrt wurden und wie lange es dauerte, bis die Polizei einschritt, schrieb er allerdings nicht.

Er fährt fort:
"Tatsächlich ist die Verelendung auf den Straßen von Budapest und Pecs nicht zu übersehen.
Es gibt in Ungarn erkennbar mehr Obdachlose als andernorts in Europa."

Hier kraust sich meine Stirn.
Die Formulierung ist genau so schwammig wie zweifelhaft.
Da die Beobachtung im Ungefähren schwebt, kann ich sie schwer widerlegen.
Mein persönlicher Eindruck ist aber, dass sich in Pécs nicht mehr Obdachlose finden als in Berlin oder Bielefeld.

(Im Webblog des Journalisten ist der gesamte Text zu lesen:
http://kroekel.com/2010/10/12/ratlos-in-ungarn/)

Vor einiger Zeit stellte der Rabbi von Pécs einer Gruppe deutscher Medienvertreter seine Synagoge vor.
Am Vorabend hatte es ein großes Gewitter gegeben.
Der Hagel hatte die Fenster auf der Ostseite der Synagoge zerschmettert.
Alle Journalisten wollten die zerschlagenen Scheiben fotografieren.
Der Rabbi sagte, gern - aber bitte, schreiben Sie: Das Wetter ist verantwortlich, nicht rassistische Angriffe.
Wahrscheinlich hat der ein oder andere Journalist nach dieser Erklärung seine Kamera einfach wieder eingesteckt.
Vielleicht schrieb mancher aber auch, dass der Rabbi von Hagelschäden spreche, ließ die Angabe aber zweifelhaft erscheinen.

Es gibt Rassismus und auch Antisemitismus in Ungarn.
Doch nicht jedes zerschlagene Synagogenfenster kann als Beweis dafür herhalten.
Und viele Zusammenhänge und Hintergründe sind komplizierter, auch widersprüchlicher, als in den deutschen Medien dargestellt.

(Oben ein Link zu einem kritischen, deutschsprachigen Politik-Blog über Ungarn.
"Pusztaranger" verlinkt auch zu zahlreichen anderen interessanten Artikeln -
auch zu dem kostenpflichtigen Adorján-Artikel, dem ich den Titel entlehnt habe und zu einem interessanten Hintergrund-Artikel zur rechtsextremen Jobbik-Partei:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/print/0016029)