Mittwoch, 29. September 2010

Tausendundeine Geschichte


Erzählen ist eine Kunst.

Welche Zutaten dabei süchtig machen, zeigten die beiden Profi-Erzähler Helga Gruschka und Norbert Kober am Dienstagabend im Lenau-Haus.

Mal augenzwinkernd, dann mäandernd, sich verzweigend, ins Blaue springend und - sprichwörtlich - mit Händen und Füßen trugen die beiden Münchner ihre Geschichten vor.

So mitreißend, dass ich fast vergessen hätte, zu fotografieren.

Vor 26 gespannten Zuhörern erzählten die beiden eine autobiografische Geschichte, eine Sage, eine Fabel und ein Märchen.

Organisiert wurde der Abend von der Deutschen Gesellschaft e.V. aus Berlin.
Schirmherr des Projekts ist Adolf Muschg.
Die Erzähler reisen auch nach Oppeln in Polen und Klausenburg, Rumänien.
Ein Buchband soll die gesammelten Geschichten dokumentieren.


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Am 2. Oktober (Samstag) findet um 19 Uhr ein "Erzählfestival" im Lenau-Haus statt, an dem Menschen, die Geschichte(n) haben und vielleicht während der Woche sogar auch an 1-2 Veranstaltungen der deutschen Geschichtenbauer teilnahmen, sie vor einem Publikum präsentieren können.

Über die Details informiert das Lenauhaus Interessierte gern persönlich sowie via Email oder Telefon: 72/332 515

Schätze auf dem Dachboden


"Du, ich hab da ein paar Fotos auf dem Dachboden gefunden. Die sind von meinem Opa. Aber ich glaube, die sind wirklich stark."

Die Geschichte des fotografischen Nachlasses von Dr. János Szász klingt wie ein Märchen.
Der studierte Jurist durfte seinen Beruf nach Kriegsende nicht mehr ausüben, arbeitete stattdessen in Pécs als Fremdenführer - und fotografierte mehr als 25 Jahre lang.

Doch zu seinen Lebzeiten fanden seine Bilder nicht den Weg an die Öffentlichkeit.
Erst als sein Enkel den Dachboden ausmistete, fand er die mehr als 3000 Fotografien und war beeindruckt.
Er sprach den Robert-Bosch-Kulturmanager Christian Gracza an.
Nach einem Blick auf die Sammlung setzte dieser sich für den vergessenen Fotografen ein.

Die Schwarzweißfotografien dokumentieren das Leben in Pécs in den fünfziger und sechziger Jahren.
Stilistisch halten sie dem Vergleich mit den bekannten ungarischen Fotografen wie etwa Brassai, Kertesz, Moholy-Nagy oder auch dem berühmten Henri Cartier-Bresson stand.
(Oben ein Link zu einer Site mit besseren Abbildungen als meine Schnappschüsse.)

2009 wurden Szábasz Fotografien im Rahmen des Stuttgarter Fotosalons gezeigt.
Ausstellungen in London und Wien ("Der meisterhafte Unbekannte", April 2010) folgten.

Im Rahmen von Graczas eigenem Ausstellungsprojekt IN BETWEEN sind derzeit vier von Szábasz Werken in Uranvaros zu bewundern.
Noch bis zum 7. Oktober steht das Mecsekérc Zrt. kiallitóterme (Esztergár Lajos u. 19) für Besucher offen.
Auch die anderen fünf in der ganzen Stadt verteilten Ausstellungsorte werden bis dahin mit zeitgenössischer Kunst bespielt.

Dienstag, 28. September 2010

Dichter dran


Die Dichter geben sich in Pécs die Klinke in die Hand.

Kaum ist die 14köpfige Delegation des "European Borderlands"-Projekts abgereist, beginnt schon das nächste Autorentreffen.

Gestern startete "Review within Review".
Zu dem internationalen Literaturfestival versammeln sich mehr als 20 Autoren, Übersetzer, Kritiker und Essayisten aus Slowenien, Tschechien, Ungarn und Rumänien.
Fünf Tage lang werden sie sich über eigene und fremde Texte austauschen und sich bei Lesungen und Ausstellungen auch der Öffentlichkeit präsentieren.

Heute besuchte die Gruppe den Ausstellungsraum des Projekts IN BETWEEN in Uranvaros.

Der tschechische Lyriker Martin Skýpala trug zwei Gedichte vor.
Ich las kurze, relativ spontan entstandene literarische Skizzen zu den Fotografien von Dr. János Szász.

Am Nachmittag wird nicht nur die neueste Ausgabe der ungarischsprachigen rumänischen Literaturzeitschrift Látó vorgestellten, sondern die Teilnehmer des Festival beschäftigen sich auch mit den beiden bereits verstorbenen Dichtern Béla Hamvas (HU) und Edvard Kocbek (SLO).

Dass Hamvas in Deutschland nahezu unbekannt ist, sei ein echtes Versäumnis, versicherten Janko Rozic, Gabriella Gaál und Andrej Bozic.
Bulgakow habe zwar "Der Meister und Margarita" geschrieben, doch Hamvas sei der Meister, erklärte Janko Rozic.

In deutscher Sprache sind von Béla Hamvas bisher nur die „Philosophie des Weines“, die beiden schmalen Essay-Bände "Silentium" und "Bäume" sowie im Berliner Verlag Matthes & Seitz unter dem Titel "Kierkegaard in Sizilien" - eine umfassendere Sammlung von Essays aus verschiedenen Schaffensperioden erschienen. Das Essay „Direkte Moral und schlechtes Gewissen“ ist in einer Übersetzung von Gabor Altorjay abgedruckt mit dem Titel "Du kannst nicht leben wie die Sterne" in dem Magazin "Flur", 2006.

Genauso glühend warben die drei Slowenen für den Lyriker Edvard Kocbek, der zwar auch Theoretisches verfasst hat,
aber nach Meinung von Janko Rociz drückt sich seine höchst originäre und humane Geisteshaltung ganz besonders und unmittelbar in seiner Poesie aus.

Auf Deutsch ist nur sein Werk "Literatur und Engagement" erschienen.

Samstag, 25. September 2010

Pécs liegt am Meer

in between: Kunstausstellung im öffentlichen Raum

Videos, eine Installation, viel Malerei und Fotografie in Uranváros


Pécs liegt am Meer.
Vor der Hochhausruine drehen sich Windkrafträder.
Am Arkád-Einkaufscenter lagern Flüchtlinge.

Sogenannte "Schneekugeln" werden vorzugsweise an Souvenir-Ständen verkauft.
Man schüttelt sie und auf die blühenden Miniatur-Landschaften unter der Glaskuppel fällt plötzlich Schnee.

Dorá Palatinus Objekte sind nicht zum Schütteln gedacht.
Ihre apokalyptischen Mini-Visionen stecken unter an dieses Spielzeug erinnernden Käseglocken.
Dream Bubbles nennt die Künstlerin ihre Reihe.

Der temporäre Ausstellungsraum in der Uran-Stadt ist einer von insgesamt sechs Punkten in der ganzen Stadt, an denen IN BETWEEN zeitgenössische Kunst präsentiert.

Früher diente der Raum als Teppichladen, inzwischen steht er leer.
Er gehört zu der die stillgelegten Minen verwaltenden Firma.

Neben großformatigen Gemälden von Johannes Tiepelmann, etwas kleineren von Konstantin Déry und Gabor Pinter sind auch Fotos von Anna Fabricius und János Szász zu sehen.
Etliche Videoarbeiten sind auch Bestandteil der Ausstellung.
Bei meinem Besuch waren sie aber leider nicht eingeschaltet.

Auf der Terrasse des Olimpia-Restaurants (gegenüber) steht eine zunächst unscheinbare, dann faszinierende Installation von Carlo Crovato.

Freitag, 24. September 2010

Lesen und Lesen lassen

Weinernte und intern. Autoren in Pécs

Gestern war ich als Erntehelferin in Großnarad, einem ungarndeutschen Dorf in Nähe Mohacs, nur 5 km von der kroatischen Grenze entfernt.

Blaue und weiße Trauben habe ich gepflückt, von den Reben geschnitten und in die Fässer geschüttet.
Zusammen mit zwei Handvoll weiteren Helfern aus dem Freundes- und Familienkreis.
Der Weinberg war zum Glück sehr übersichtlich.
Pünktlich zur Mittagszeit konnten wir uns alle zum Gulasch/Pörkölt unter den Nußbaum setzen.
Das frühe Aufstehen um 5 Uhr hat sich gelohnt.

Abends lasen 14 internationale Autoren im Kulturkért unter freien Himmel.
Die Lesung war trotz vieler Konkurrenzveranstaltungen gut besucht.
Hauptsächlich Studenten blätterten in den dicken dreisprachigen Readern, während auf der Bühne die ungarische Übersetzung vorgetragen wurde.

Donnerstag, 23. September 2010

"ERZÄHLER sind in der Stadt" im Lenauhaus

Vom 28.9.-3.10.2010 sind die Geschichtenerzählerin Helga Gruschka und der Bühnenerzähler Dr. Norbert Kober in Pécs.

Am 28. um 19 Uhr beginnt im Lenau-Haus ein Erzählabend, an dem die beiden deutschen Profi-Erzähler eine Kostprobe aus ihrer Kunst geben.

Während der Woche veranstalten sie Workshops für Schüler und einen speziell für Lehrer.

Am 2. Oktober (Samstag) ist um 19 Uhr ein "Erzählfestival" im Lenau-Haus, an dem Menschen, die Geschichte(n) haben und vielleicht während der Woche sogar auch an 1-2 Veranstaltungen der deutschen Geschichtenbauer teilnahmen, sie vor einem Publikum präsentieren können.

Über die Details informiert das Lenauhaus Interessierte gern persönlich sowie via Email oder Telefon: 72/332 515

Mittwoch, 22. September 2010

Donnerstag um 19 Uhr: intern. Lesung im Kulturkért

Die Allianz Kulturstiftung, das Literarische Colloquium Berlin und XX

laden Sie herzlich zu den Veranstaltungen

Literature on the Road

im Rahmen des Festivals European Borderlands 2010

ein.

Am 23. September 2010 ab 19 Uhr lesen im KULTURKÉRT 15 Autoren aus Ungarn, Serbien, Kroatien, Slowenien, Deutschland und der Schweiz aus ihren Werken.

Die Lesungen finden in entspanntem Rahmen bei Gegrilltem und Bier statt.

Die Teilnehmer des Festivals 2010 sind:
Ungarn: Károly Méhes, Gábor Schein, Kornélia Deres, Krisztian Grecsó,
Lidi Kupcsik

Serbien: Goran Petrović, Igor Marojević, Vule Žurić, Sonja Veselinović,
Milena Markovic

Deutschland: Norbert Niemann, Nora Bossong, Ulrike Almut Sandig

Kroatien: Ivana Sajko

Slowenien: Stanka Hrastelj


Seit 2006 veranstalten die Allianz Kulturstiftung und das Literarische
Colloquium Berlin jährlich ein literarisches Festival unter dem Titel "European
Borderlands" in einem Grenzlandgebiet Europas. Ziel dieser Festivalreihe ist es,
gewachsene Kulturräume, die durch die Grenzen der Europäischen Union zerrissen
wurden, im literarischen Austausch wichtiger Autorinnen und Autoren aufleben zu
lassen.
Im September 2010 sind 15 Autorinnen und Autoren in Pécs und Belgrad zu
erleben.

Lesung aus dem Blog


Was macht eine Stadtschreiberin?
Ist das ein Posten für die Ewigkeit?
Wo findet sie ihre Themen?

Solche und andere Fragen stellten mir gerade die Gymnasiasten der Széchenyi Istvan-Schule und ihre Grazer Austauschpartner.
Schon in den Deutschstunden bei ihrer Lehrerin Ilona Kresz hatten sie sich meinem Internettagebuch beschäftigt.
Jetzt nutzten sie die Gelegenheit, um herauszufinden, ob ich wirklich kaum Ungarisch kann. Ja, leider.
Zum Glück war das Deutsch der Schüler besser als meine Kenntnisse ihrer Sprache.

Ich las ein wenig aus dem Blog, ließ meine Aussprache verbessern und erfuhr, dass auch die Grazer Schüler und ihre Lehrerin Sonja Kaar begeistert von Pécs und seiner Umgebung sind.
Ilona Kresz und ihre Kollegin haben ein volles Programm organisiert.
Morgen fährt die österreichisch-ungarische Gruppe Richtung Mohacs und in den Mecsek Extreme Park.

Eisbären in der Nádor Galerie



Beeindruckt vom prominenten Ausstellungsort, direkt am Hauptplatz, zeigte sich der Karlsruher Kunstprofessor in seiner Eröffnungsrede.
Sie seien froh und dankbar über den hervorragenden Platz, der hier junger Kunst eingeräumt würde.

Die Arbeiten der Karlsruher Studenten sind seit gestern in der Nádor Galerie und in der sogenannten "Kleinen Galerie" zu sehen.
Die Pécser Kunstakademie hat sich dieses Jahr bereits in Karlsruhe präsentiert.

Europas einziges Roma-Gymnasium



Hier schon zwei Fotos von meinem gestrigen Besuch am Gandhi-Gymnasium in Pécs.
Der Bericht folgt.

Vielen Dank an Andrea Ritter und ihre Schüler!
Es war sehr interessant.