Montag, 18. Oktober 2010

Filmclub Pécs - jeden Mittwoch im Lenau-Haus


Letzten Mittwoch startete der Filmclub im Lenau-Haus.

Bis zum Jahresende werden dort jeden Mittwoch
um 19.30 Uhr
spannende, internationale Filme
in deutscher Sprache oder mit
deutschen Untertiteln gezeigt.
Eintritt frei.

Das ausführliche Programm ist im oben verlinkten Blog des Filmclubs zu finden.

An diesem Mittwoch läuft "Brot und Tulpen" mit Bruno Ganz, eine charmante Tragikkomödie aus Venedig.

Einmal im Monat können die Zuschauer
selbst bestimmen, welcher Film gezeigt wird.

In der Kategorie
Wunschfilm“ kann einer der drei angebotenen Filme ausgewählt werden.

Bis Montag (12 Uhr) vor der Vorführung
bitte eine Email an lenau@t-online.hu schicken!
Bis spätestens Dienstag
werden alle Teilnehmer benachrichtigt,
welcher Film gewonnen hat.

Samstag, 16. Oktober 2010

Weltklasse


Im Sozialismus galt Pécs als "der Ort der süßen Verbannung", als Hort für in Budapest in Ungnade gefallene Künstler.
Damals gedieh in der Stadt eine reiche und lebendige Szene. Egal, ob in Musik, Kunst oder Literatur.

Heute rümpfen die Budapester die Nase, besonders im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr:
"Ist ja alles schön und gut - aber fehlt nicht die Weltklasse?"
Das fragen mich nicht nur Ausländer gelegentlich, sondern auch Ungarn.
Von Provinz ist die Rede, von Jahrmarkttreiben.

Dabei gibt es echte Perlen im Programm.
Aki Takase ist eine davon.
Die japanische Free-Jazzerin lebt seit Jahrzehnten in Berlin.
Dort hätte ich schon längst auf sie stoßen müssen, doch erst in Pécs besuchte ich jetzt eins ihrer Konzerte.

Das Konzert am Freitag war Weltklasse.
Zusammen mit einem Lokalmatador, dem Gitarristen Gábor Gadó, bot die Pianistin einen energiegeladenen, im besten Sinne verblüffenden Abend.
Er fand im Rahmen von "JAZZHID Osijek-Novi Sad-Pécs" statt.
Das Jazzfestival verbindet durch die drei Städte die drei Anrainerstaaten Kroatien, Serbien und Ungarn.

Nach dem Kaufen einer Karte für ein Free-Jazz-Konzert überfällt sicher nicht wenige Angst vor der eigenen Courage.
Böse Vorahnungen durchzuckten auch mich im Foyer des Urania-Kinos, als ich dem Soundcheck lauschte.
Aki Takases Musik bricht beim leisesten Anflug von Melodie ab.
Immer mal wieder kommt ein kleiner Harmonie-Happen, doch in der Hauptsache ist ihr Spiel dissonant, oft brachial, ungestüm, manchmal häßlich. Nichts für Hintergrund-Gedudel.
Als Aufnahme würde es für mich wohl nicht funktionieren.
Doch der Abend mit Gábor Gadó und der Ausnahme-Pianistin am Bösendorfer war ein Genuß.
Trotz kurzer Vorbereitungszeit funktionierte das Zusammenspiel der beiden Musiker.
Gemeinsam balancierten sie auf dem denkbar schmalen Grat zwischen platten Hörvergnügen und puren Lärm und schafften es, in keinen der beiden Abgründe zu stürzen.

Anschließend spielte noch die serbische Combo "Mayoke Group", deren mit sphärischen Synthie-Klägen unterlegter Ethno-Jazzrock den Kinosaal vollends füllte.

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Das Konzert von Takase und Gabó krönte einen mit ungarischer Kuchenkultur in der Konditorei Magda, Kurzausflug zu den Kindergesängen des französischen Komponisten Nicolas Frize auf dem Kossuth tér und der Ausstellungseröffnung des Malers Manfred Karsch im Lenau-Haus prall gefüllten Tag.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ungern in Ungarn?


Ungarn verelendet und verroht.
Die Straßen sind voll Obdachloser.
Arbeitslose Massen drängen über die Grenzen.
Die Herrschaft des Faschismus steht kurz bevor.
Roma und andere Minderheiten werden ermordet.

Wenn ich die deutschen Nachrichten über Ungarn lese, frage ich mich manchmal, ob ich mich in demselben Land befinde oder ob ich einfach in einem watteweichen Kokon, isoliert durch Unkenntnis der Sprache und das sanfte Polster des Stadtschreiber- Stipendiums, lebe?

Dem "Volk aufs Maul schauen" kann ich nicht.
Ich bin auf die Berichte deutschsprechender Bekannter oder deutschsprachiger Medien angewiesen.
So ist mein Blick auf Pécs und Umgebung ein oft auf beobachtete Gesten und Berichte Dritter angewiesener.

Dass vieles im Argen liegt im Staate Ungarn und selbst in Pécs, ist trotzdem auch mir nicht verborgen geblieben.

Ich werde mich aber hüten, an dieser Stelle eine umfassende Analyse abzuliefern. Dazu ist das Thema zu komplex.

Deutsche Journalisten scheinen die Analyse der ungarischen Wirklichkeit aber bereits "im Kasten" zu haben, wenn sie hier ankommen.

Ein Beispiel aus dem "Rüsselsheimer Echo" vom letzten Montag:
Angeblich marschierte vor ein paar Tagen die verbotene rechtsextreme "Nationale Garde" in Pécs auf.
Bis auf den "Ecoh"-Bericht darüber, fand ich vor Ort bislang noch niemand, der sie gesehen hat.

Ich glaube nicht, dass der Journalist gelogen hat.
Wieviele Gardisten auftauchten, woher sie zusammengekarrt wurden und wie lange es dauerte, bis die Polizei einschritt, schrieb er allerdings nicht.

Er fährt fort:
"Tatsächlich ist die Verelendung auf den Straßen von Budapest und Pecs nicht zu übersehen.
Es gibt in Ungarn erkennbar mehr Obdachlose als andernorts in Europa."

Hier kraust sich meine Stirn.
Die Formulierung ist genau so schwammig wie zweifelhaft.
Da die Beobachtung im Ungefähren schwebt, kann ich sie schwer widerlegen.
Mein persönlicher Eindruck ist aber, dass sich in Pécs nicht mehr Obdachlose finden als in Berlin oder Bielefeld.

(Im Webblog des Journalisten ist der gesamte Text zu lesen:
http://kroekel.com/2010/10/12/ratlos-in-ungarn/)

Vor einiger Zeit stellte der Rabbi von Pécs einer Gruppe deutscher Medienvertreter seine Synagoge vor.
Am Vorabend hatte es ein großes Gewitter gegeben.
Der Hagel hatte die Fenster auf der Ostseite der Synagoge zerschmettert.
Alle Journalisten wollten die zerschlagenen Scheiben fotografieren.
Der Rabbi sagte, gern - aber bitte, schreiben Sie: Das Wetter ist verantwortlich, nicht rassistische Angriffe.
Wahrscheinlich hat der ein oder andere Journalist nach dieser Erklärung seine Kamera einfach wieder eingesteckt.
Vielleicht schrieb mancher aber auch, dass der Rabbi von Hagelschäden spreche, ließ die Angabe aber zweifelhaft erscheinen.

Es gibt Rassismus und auch Antisemitismus in Ungarn.
Doch nicht jedes zerschlagene Synagogenfenster kann als Beweis dafür herhalten.
Und viele Zusammenhänge und Hintergründe sind komplizierter, auch widersprüchlicher, als in den deutschen Medien dargestellt.

(Oben ein Link zu einem kritischen, deutschsprachigen Politik-Blog über Ungarn.
"Pusztaranger" verlinkt auch zu zahlreichen anderen interessanten Artikeln -
auch zu dem kostenpflichtigen Adorján-Artikel, dem ich den Titel entlehnt habe und zu einem interessanten Hintergrund-Artikel zur rechtsextremen Jobbik-Partei:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/print/0016029)

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Bauhaus in Pécs


Die Spuren des Bauhauses in Pécs stechen nicht ins Gesicht.

Oft ist auch den Bewohnern der Gebäude nicht bewußt, in welcher Tradition die Architektur ihres Zuhauses steht.

Häufig sind die Gebäude verbaut, mit zusätzlichen Geschossen oder grellen Supermarkt-Inschriften versehen worden.

Mit dem Rad sind alle in der September-Ausgabe von time out beschriebenen Gebäude bequem in etwa zwei Stunden zu erreichen.

Hier ein paar Beispiele:


Über die Eröffnung der großen Ausstellung in Pécs, die den ungarischen Vertretern des Bauhaus gewidmet ist, habe ich bereits berichtet.
Die Ausstellung wird auch ins Bauhaus-Archiv in Berlin wandern.

Auch dank dieser Ausstellung und der flankierenden Veranstaltungen wird die Geschichte und die Ideen des Bauhauses in Pécs inzwischen bekannter.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Roter Schlamm & grüne Lunge


Pécs glänzt in der goldenen Herbstsonne.
Die Menschen auf der Terrasse am Jokai tér ziehen ihre Jacken aus.

In Kolontár, in der Nähe des Plattensees, passierte vor einer Woche eine der größten Umweltkatastrophen des Landes.
Giftiger, roter Schlamm überflutete ein Gebiet von rund 40 Quadratkilometern.
Acht Menschen starben bisher.
Hunderte verloren ihre Heimat.
Das Wasser der Donau verteilt das Gift weiter.
Von Pécs sind es rund 30 Kilometer bis zum Ufer des Flusses.

Ein Greenpeace-Sprecher sprach angesichts der räumlichen Ausmaße und der langfristigen Konsequenzen für das Leben in dem verseuchten Gebiet von einem "persönlichen Tschernobyl" für die Betroffenen.
(Oben der Link zur Katastrophen-Chronik der deutschsprachigen Zeitung Pester Lloyd.)

Doch das Leben in Pécs scheint gemächlich, ungerührt, wie eh und je.
Auch die Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag sind anscheinend nicht Tagesgespräch.

Ich werde den schönen Herbsttag nutzen, um endlich meine Mecsek-Wanderkarte zum Einsatz zu bringen.
Pécs liegt direkt an den Hängen des Mittelgebirges.
Ich kann von meiner Wohnung aus, die am Rand der Stadtmauer liegt, loslaufen.
Das werde ich nun tun.

Laufen klärt den Kopf.
Es gibt Dichter, die schwören, ohne Spaziergänge könnten sie nicht schreiben.

Yogis sprechen gern von "Meditation in Bewegung".
Mein Yogi-Meister in Pécs, Sandor, ist angeblich schon 70 Jahre alt.
Ich würde ihn auf 50 schätzen.
Er ist der lebende Beweis für die verjüngende Kraft von Yoga.
Aber vielleicht kommen bei ihm auch noch ein-zwei andere Dinge hinzu.
Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass ich von Sandors Stunden erfahren habe.
An jedem Wochentag bietet er in verschiedenen Schulturnhallen in Pécs Yoga an.
Viele der Teilnehmerinnen sind bereits jenseits der Fünfzig.
Meist gibt es kaum einen freien Platz mehr.

Trotzdem die Anleitungen auf Ungarisch sind, ahne ich die Bedeutung meist mehr, als ich verstehe.
Wenn ich mich mal wieder in die falsche Richtung verdreht habe, korrigiert mich Sandor auf Deutsch.
Er hat seine Ausbildung in Köln absolviert.

Sonntag, 10. Oktober 2010

SEHENSWERT - Festival mit aktuellen deutschen Filmen

Das Goethe-Institut gastiert in diesem Jahr mit seinem Filmfestival auch in Pécs.

Als Geschenk an die Bewohner und Besucher der Kulturhauptstadt ist zu den Sehenswert-Filmen im Apolló Art Kino der Eintritt frei.
(Bitte lösen Sie Ihre Freikarten rechtzeitig an der Kasse des Kinos)

Donnerstag, 14. Oktober

16.00 Vorstadtkrokodile
20.00 Die Fremde - Nach dem Film moderiere ichein Gespräch
mit Regisseurin Feo Aladag


Freitag, 15. Oktober

16.00 Vorstadtkrokodile
20.00 Sturm

Samstag, 16. Oktober
18.00 "Kurz und gut" - Animationsfilme
20.00 Soul Kitchen

Sonntag, 17. Oktober
16.00 "Kurz und gut" - Animationsfilme
18.00 So glücklich war ich noch nie

Näheres zu den Filmen auf der oben verlinkten Website des Goethe-Instituts.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Frauensachen

Wieso liegen keine Frauen auf den ungarischen Friedhöfen?

Die Erklärung ist simpel:
Mit der Heirat verloren die ungarischen Frauen traditionell auch ihren kompletten Namen.
Offiziell trugen sie den ihres Mannes.
Übersetzt hießen sie dann beispielsweise
"Armin-seine=Frau von Armin Sárkány".
Beziehungsweise getreu dem ungarischen Motto
"Das Wichtigste zuerst" mit dem Familiennamen beginnend:
Sárkány Arminné

Dieser Name ist auf diesem Grabstein für eine 1956 verstorbene Pécserin verewigt.
Ihr Rufname blieb weiter ihr eigener Vorname.

Inzwischen behalten die meisten ungarischen Frauen aber ihren kompletten Mädchennamen auch nach der Heirat.

Für eine andere Beobachtung fand ich keine Erklärung:

Unter den zahlreichen Plakaten für bedeutende Pécser Bürger sind fast keine Frauen zu finden.

In der Innenstadt konnte ich bisher nur zwei Schauspielerinnen am Nationaltheater, eine ehemalige Rektorin sowie die Turnerin Olga Tass entdecken.

Die Kandidaten für die Plakate wurden auf Vorschläge von Pécser Bürgern oder Gruppen hin ausgewählt.
Diese werden ebenfalls namentlich genannt.

Dienstag, 5. Oktober 2010

"Nicht schlimm - in Mohacs haben wir mehr verloren!"


Wenn etwas schiefgeht in Ungarn, sagen die Leute oft:
"Nicht schlimm - in Mohacs haben wir mehr verloren."

Sie spielen damit auf die folgenschwerste militärische Niederlage des Landes an.

Am 29. August 1526 verlor in Mohacs der Kind-König Ludwig II. gegen die Osmanen.
Er selbst ertrank auf der Flucht in einem Bach.
Die Schlacht dauerte nur eineinhalb Stunden.
Danach waren 18 000 ungarische Soldaten tot.
Das osmanische Heer war ihnen
mit 80 bis 90 000 Mann weit überlegen gewesen.

In den 1970er Jahren entdeckte man in Mohacs die Massengräber von mindesten 15 000 Soldaten.
Für diese wurde die mit magyarischen Holzfiguren und Pfählen ausgestattete Gedenkstätte errichtet.

Die verlorene Schlacht wurde zum geflügelten Wort.
Wenn die Niederlage zu groß ist, rettet einen eben nur Galgenhumor.

So ist das mit Mohacs.
Der Ort liegt etwas östlich von Pécs an der Donau.
Außer für die verlorene Schlacht ist er noch für seine Faschingstraditionen bekannt.

Am Faschingssonntag streifen in Mohacs die Buschos durch die Gassen.

Sie tragen furchterregende, meist dunkelrote Holzmasken, Schaffellkapuzen mit großen Hörnern. Ihre Beine stecken in weißen, meist mit Stroh gefüllten Leinenhosen.
Um die Hüfte haben sie sich Kuhglocken und Schellen gebunden.

Der Legende nach haben die Buschos in dieser Verkleidung mit Gebrüll die Donau überquert und die türkischen Besatzer in die Flucht geschlagen.

Auch heute noch setzen sie am Faschingssonntag von der Donau-Insel mit Kähnen über.
Doch auf ihrem Dreizack steckt heute kein Türkenkopf mehr, sondern ein Faschingskrapfen.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Ohne Busen im mobilen Haus


In der Ormansag hatte ich sie umsonst gesucht, im Hof des Volkskundemuseums von Pécs glaubte ich zuerst fündig zu werden:
Ich hielt das dort stehende Häuschen für ein Talpasház - ein mobiles Haus.
Es handelt sich aber um eine Art Getreidespeicher.
Leider unverrückbar.

Trotzdem finden sich im Museum viele Informationen:
Die mobilen Häuser entstanden im Überschwemmungsgebiet der Drau, südwestlich von Pécs.
Die Fachwerkhäuser stehen auf Sohlenbalken ohne Fundament.
Stieg das Wasser, zogen Ochsen mit Hilfe von untergelegten Rollen das Haus an einen sicheren Ort.

Im Museum sind neben traditionellen Wohnungseinrichtungen, Keramiken und anderem Gerät auch viele Trachten ausgestellt.

Die Originaltrachten wurden ursprünglich für Erwachsene geschneidert.
Heute passen nur noch Kinder hinein, erzählt Andrea Vándor vom Volkskundemuseum.
So sehr haben sich die Proportionen im Lauf der Jahrhunderte geändert.

Auch die ästhetischen Ansprüche haben sich zusammen mit den körperlichen gewandelt.
Die weiblichen Silhuetten von damals erscheinen uns heute plump.
Aber gerade das galt als schön.
Die Frauen hatten weniger Busen und selbst der wurde nicht betont, sondern versteckt, die Beine und die Hüfte dafür aufgepolstert.
Frauen sollten kräftig sein und viele Kinder gebären können.

Das Volkskundemuseum selbst versteckt sich in einem unscheinbaren Gebäude am Kreisverkehr von Rákózi út und Szábadsag utca.
In der Mitte der Straße steht die Zsolnay-Statue.

Die schwarze Tracht ist eine ungarndeutsche, die andere eine bosnische.

Freitag, 1. Oktober 2010

Mal mir den Krieg


Die engen Grenzen der Innenstadt will das Kunstprojekt In Between sprengen.
"Es ist schade, dass die Touristen und auch andere nie aus dem Zentrum heraus kommen", erklärte der Kurator und Robert-Bosch-Kulturmanager Christian Gracza.
Deshalb entstanden die Kunstwerke speziell für sechs in der ganzen Stadt verteilte Orte.
Vom Busbahnhof über die Hochhausruine bis zur Gartenstadt.

Für die Teilnehmer des Literaturfestival "Review within Review" gab der Kurator eine kurze Einführung in die Werke der in Uranvaros ausgestellten Künstler.

Den gegenständlichen Maler Gabor Pinter aus Budapest wählte Gracza bewußt als Gegenposition zu der in Pécs vorherrschenden abstrakten Malerei.

Auch Konstantin Déry lud Gracza gemeinsam mit seinem Kollegen Allan Siegel in erster Linie aufgrund seiner künstlerischen Qualität zur Beteiligung ein. Interessant findet er aber auch die biografischen Grenzgänge des Ungarn, der seine Studien in Leipzig abschloss.

Mit Johannes Tiepelmann, der sich selbst als "Vertreter der letzten Generation der neuen Leipziger Schule" beschreibt, schließe sich hier der Kreis.
Mit der "Leipziger Schule" sei es mit der neuen Direktion nämlich nun vorbei - seit letztem Jahr gebe es dort keine klassische Malereiausbildung mehr, sondern nur noch abstrakte Malerei.

Der Videokünstler Héctor Solari aus Montevideo hat eine ganz direkte Verbindung mit Pécs, denn er habe den dieses Jahr zum ersten Mal vergebenen Victor-Vasarely-Preis geschaffen.
In seinen Filmen beschäftigt er sich seit mehr als zehn Jahren mit der Aufarbeitung von Kriegserlebnissen, zunächst mit den eigenen, in der ausgestellten Arbeit mit denen der Betroffenen in Afghanistan.

Die Ungarin Anna Fabricius hält Grazca für eine der derzeit besten Dokumentarfotografinnen. Auch im Video hielt sie junge Büroangestellte bei untypischen Beschäftigungen mit verschiedenen Lebensmitteln fest.
Der Kontrast zwischen Schreibtischtätern und etwa dem Schälen von Maiskolben auf Teppichboden wurde durch eingeblendete Gesprächsfetzen noch unterstrichen.

Dora Palatinus stammt aus Pécs. Ihre Miniatur-Apokalypsen habe ich bereits im ersten in between-Eintrag beschrieben.

Die französisch-algerische Künstlerin Katia Kameli zeige in ihrer kontemplativen Videoarbeit "wie Pécs in 2011 sein wird": Nur die Kamera und der Wind streichen über die Dächer der Stadt.

Leider stehe der Ausstellungsraum nur bis zum Ende der Ausstellung am 7. Oktober zur Verfügung.
Danach werden nach Grazcas Schilderung großformatige Malerei oder andere raumgreifende Objekte wieder keinen Präsentationsort in Pécs haben.

Kurator Christian Gracza (links)